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Daß ein solcher Zustand einer Stadt wie München unwürdig war, die schon durch ihre Witzblätter als ein Zentralpunkt deutschen Humors galt, war einleuchtend, und zu Beginn der neunziger Jahre machten sich die ersten ernstlichen Bestrebungen geltend, da Wandel zu schaffen. Nach dem Kölner Muster bildete sich auch hier ein sogenannter "kleiner Rat", an dessen Spitze der Besitzer der "Fliegenden Blätter", Kommerzienrath Kaspar Braun stand, ihm zur Seite der bekannte Schriftsteller Benno Rauchenegger, der Humorist und Hutfabrikant Thannhauser und eine ganze Reihe von Münchner

Gruppe aus dem Karnevalszug:
"Münchner Zoologischer Garten".

Künstlern und Bürgern. Es wurde die Gründung der "Münchner Karnevalsgesellschaft" beschlossen, deren Aufgabe sein sollte, nebst Herrenabenden, Redouten, Bällen, auch alljährlich einen großartigen Karnevalszug am Faschingssonntag zu veranstalten. Im Jahre 1895 trat die Gesellschaft zum ersten Male öffentlich hervor. Ihre Veranstaltungen waren durchwegs sehr gelungen, die Festzüge voll origineller Einfälle, voll Witz und drolligen Humors - aber merkwürdiger Weise fand sich die Münchner Bevölkerung in ihrer Überzahl nicht in dieses fröhliche Straßentreiben. Es wollte sich kein fröhlicher Kontakt zwischen dem Publikum und dem fröhlichen Narrenvolke auf den Festwagen herausbilden. So übermüthig die Münchner in den Ballsälen sein konnten, so tief ernst und kühl nahmen sie die Festzüge der Karnevalsgesellschaft auf. Trotz aller Bemühungen wollte sich das lustige Leben und Treiben der rheinischen Städte zur Karnevalszeit nicht in das bierherrliche München verpflanzen lassen. Die großen Kosten des Unternehmens waren also ziemlich vergebens gewesen.

Die aktive Theilnahme, sowie die Opferfreudigkeit der Bürgerschaft verringerten sich auch von Jahr zu Jahr, so daß man 1898 schon von der Veranstaltung eines Karnevalszuges absah und nur einen kleinen Narrenkorso, eine sogenannte "Kappenfahrt" veranstaltete. So ist denn die Festesfreude der Straße rascher alle geworden, als sich die von den besten Absichten beseelten Veranstalter wohl gedacht haben. Nachdem nun drei Jahre kein Karnevalszug mehr stattgefunden, geht man jetzt daran, die Sache wieder aufzunehmen. Ob mit mehr Glück, das muß erst die Zukunft lehren!

Im Übrigen aber kann München mit seinen zahllosen Bällen, Redouten und Faschingsveranstaltungen seiner vielen lustigen Vereinigungen noch immer als eine

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