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Münchens Entwicklung im 19. Jahrhundert.

Mit Max Joseph war ein neuer Geist in die bayerischen Lande gekommen und eine innere Gesundung aller Verhältnisse die segensreiche Folge seiner sechsundzwanzigjährigen Regierungsthätigkeit. - War unter ihm Bayern groß geworden, so sollte unter seinem Sohne Ludwig I. sich die Hauptstadt des Reiches erst zu rechter Blüthe und Größe entfalten.

"Ich will aus München eine Stadt machen, daß Niemand Deutschland kennen soll, der München nicht kennt!" so lautete sein berühmter Ausspruch.

Und in dieses werdende München verlegte er im Jahre 1826 die alte Hochschule von Ingolstadt-Landshut. Volkserziehung war Ludwigs Ziel. Alle Kreise sollten mit einander in Fühlung bleiben. Der König glaubte an die Aufgabe und Macht der Kunst, zu sittigen und zu bilden. Er hoffte von ihrer Pflege einen geistigen Aufschwung des bayerischen Stammes, vor Allem der Bevölkerung Münchens. Martin Wagner wirft einmal in einem Briefe an den König die Frage auf, welchen Eindruck wohl die eben erst erworbenen Kunstwerke des Alterthums auf die Münchener machen werden. "Leider," meint er, "wird den Meisten der Bierkrug noch lieber sein, doch mit der Zeit und thätiger Handhabung kann sich Vieles verbessern!" Und wenn man auch Heigel beipflichten muß, daß "der Bierkrug nichts von seiner Anziehungskraft verloren hat", so muß man ebenso mit ihm erkennen, daß der Kunstsinn der Münchener Bevölkerung fort und fort gewachsen ist. "Die Popularität der Künstler, der mächtige Aufschwung des Kunsthandwerks und Kunstgewerbes in ganz Bayern sind die besten Zeugen dafür."

Ludwig hatte in seiner Jugend nicht nur ernste, tiefgründige Studien gemacht, sondern auch in München und namentlich in Italien schon als Kronprinz stets eine Schaar tüchtiger junger Künstler und Schriftsteller um sich versammelt, wo in heiterem Lebensgenusse von dem Edelsten und Schönsten geschwärmt wurde.

Und diesen idealen Einflüssen verdankt es München, wenn es durch diesen wahrhaft begeisterten Verehrer der Kunst denn auch zu einer Kunststadt ersten Ranges gemacht worden ist.

Als erste Vorbedingung zur Erreichung dieses hohen Zieles hatte er die Verlegung der Universität nach München erkannt. Und welcher Geist dann dort herrschte, darüber sagt ein späterer Historiker sehr treffend: "Auf keiner deutschen Universität waren so wie hier die Mittel gegeben, Anschauungen, Gefühle und Urtheile einer anderen Art zu erregen, die fast ebenso eingreifend in's Leben, als diese: nämlich Kunstanschauungen, Kunstgefühle, Kunsturtheile."

Ein großartiges, würdiges Heim dieser Hochschule zu schaffen, diesen Plan verfolgte er mit allem Eifer. Vorerst wurde die Universität im Wilhelminischen Palast untergebracht, bis sie später in das Riesengebäude an der Ludwigstraße übersiedeln konnte. Der Erfolg blieb denn auch nicht aus. Die Frequenz stieg von ungefähr 800 Studenten auf 1630. Unter ungeheurem Jubel der Studentenschaft sprach Ludwig bei der Eröffnung die denkwürdigen Worte, "es sei seine lebendigste Überzeugung,

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