Mittags erschienen die Lehrlinge, nun vom Fuß bis zum Kopf weiß gekleidet und mit Kälberschwänzen behangen, unter Anführung des Altgesellen am Fischbrunnen. Nachdem sie das Becken des Brunnens erstiegen und dreimal umwandelt, brachte der Altgeselle eine Reihe von Gesundheiten aus und vollzog die Freisprechung mit folgenden Versen:
Altgeselle: | Woher kommst du, aus welchem Land? |
Lehrling: | Allhier bin ich gar wohlbekannt. |
Allhier hab' ich das Metzgerhandwerk aufrichtig und redlich gelernt, | |
Ebendarum will ich auch ein rechtschaffener Metzgerknecht wer'n. | |
Altgeselle: | Ja, ja, allhier hast du das Metzgerhandwerk aufrichtig und redlich gelernt. |
Sollst auch ein rechtschaffener Metzgerknecht wer'n, | |
Du sollst aber getauft wer'n zu dieser Frist, | |
Weil du gern Fleisch, Bratwurst und Bratel ißt. | |
Sag' mir deinen Namen und Stammen, | |
So will ich dich taufen in Gottes Namen. | |
Lehrling: | Mit Namen und Stammen heiß ich N. N. in allen Ehren, |
Das Taufen kann mir Niemand wehren. | |
Altgeselle: | Nein, nein, das Taufen kann dir Niemand wehr’n, |
Aber dein Namen und Stammen muß verändert wer'n; | |
Du sollst hinfüro heißen Johann Georg Gut, | |
Der viel verdient und wenig verthut. |
Gruppe aus dem Karnevalszug: "Schneckenpost".
Während des Spruches schlug der Altgeselle die Lehrlinge öfter mit der flachen Hand zwischen die Schultern, um sie daran zu erinnern, daß es im Leben manchen Schlag und Puff absetze. Darauf sprangen die nunmehrigen Gesellen in den Brunnen, warfen Nüsse und Äpfel unter die umstehenden Zuschauer und begossen die sich darum Balgenden tüchtig mit Wasser. Dann schwangen sie sich neuerlich auf den Brunnenrand und erhielten reine Servietten um den Hals gebunden und von einem der kleinen Meistersöhnchen breite rothe Bänder mit Thalern umgehängt.