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Aber nicht nur in geschlossenen Lokalen kann man den Münchner Humor finden, er treibt auch gern am lichten Tage auf offener Straße sein lustiges Wesen - und dazu gab es in München seit jeher genug Feste und Veranstaltungen, durch die ein lustiges Straßentreiben hervorgerufen werden kann.

Bis zu Anfang des 15. Jahrhunderts war der Glanzpunkt der öffentlichen Vergnügungen das Sonnwendfest, bei dem auf dem Marktplatze das große Sonnwendfeuer angezündet wurde, das dann Jung und Alt unter fröhlichem Singen umtanzte, während die leichtfüßigen Burschen mit kühnem Anlauf durch die Flammen sprangen. Wie uns eine alte Chronik erzählt, betheiligten sich die bayerischen Herzoge stets sehr lebhaft mit ihren Hofherren und Damen an dieser Sonnwendfeier; im Jahre 1401 sprang sogar Herzog Stephan, Hand in Hand mit seiner jungen Gemahlin, über das

Dachauer Bauern-Kapelle.

Feuer und tanzte dann gar lustig mit seinem ganzen Hofstaat mitten unter dem Volke. Der Gefährlichkeit wegen wurde im Jahre 1428 der Befehl erlassen, innerhalb der Stadtmauern kein Sonnwendfeuer anzuzünden. Dieser Befehl wurde von den Münchnern aber recht wenig beachtet, ebensowenig wie die Verbote der Kirche, die den heidnischen Brauch auszurotten suchte - es wurden ruhig weiter Johannesfeuer angezündet; erst als in der Mitte des 18. Jahrhunderts der Magistrat eine neue "Feuerordnung" herausgab, da wurde strengstens verboten, "das sogenannte Johannes- oder Sonnenwendfeuer in denen Häusern und auf denen Gassen der Stadt anzuzünden". Seit damals verschwand das Sonnwendfeuer aus der Stadt.

In den letzten Jahren ist dem alten Brauch wieder intensiver gehuldigt worden, und Studentenverbindungen, Turnerschaften oder Gesangvereine veranstalten korporativ ihre Sonnwendfeuer entweder auf einer Anhöhe am Starnberger See oder an den romantischen Hängen der Isar. Von sonstigen alten Bräuchen ist wenig mehr übrig.

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