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In einzelnen Lokalen machen sich zwar auch Ansätze und ein Streben bemerkbar, dem Publikum so eine Art "musikalischer Hausmannskost" zu bieten, d. h. ausgewählte Klavier-, Zither-, Violin- und Gesangsvorträge. An der Spitze steht da das Café Leopold in Schwabing, das der ehemalige Operettentenor José Benz leitet und der daraus mit vielem Erfolg so eine Art gemüthlichen "Privat-Cabarets" gemacht hat.

Wer aber Militärmusik hören will, für den ist in München heute reichlich gesorgt. In den Riesensälen der Münchner Kellerwirthschaften, wie z. B. Löwenbräu, Münchner Kindl, Mathäser, Hacker-Keller etc. etc., finden beinahe täglich Konzerte der Münchner Militärkapellen statt. Aber auch das Hofbräuhaus am Platzl hat jetzt schon wöchentlich zweimal im großen Saale sein Militärkonzert - eine Einrichtung, die anfangs nicht wenig Widerspruch und Murren unter den Münchner Gastwirthen hervorrief. Die Militärkapellen sind allerdings auch durchwegs sehr tüchtig geschult, so daß der große Zulauf begreiflich ist, den sie finden. Von den Dirigenten haben einzelne ganz außerordentliche Popularität errungen, so Musikdirektor Hünn, der auch als Komponist Tüchtiges leistete, ferner Peuppus, Walther, Keilberth, ebenso heute noch Högg, Fach, Windisch, Röder.

Von Privatorchestern, die Konzerte gleichen Genres veranstalten, steht in erster Linie die Kapelle "International" unter Leitung ihres trefflichen Dirigenten Franz Nicklas, die ständig im großen Saale des Hotel Trefler, an schönen Sommerabenden im Garten dieses großen Etablissements spielt. Das 36 Mann starke Orchester bietet recht gute volksthümliche Musik.

Von sonstigen Zivilkapellen wären noch zu nennen die "Kapelle à la Gungl", so benannt nach dem berühmten Kapellmeister Gungl, der viele Jahre in München als Leiter eines Privatorchesters der tanzlustigen Münchner Jugend ausgespielt hatte. An der Spitze dieser Kapelle steht Musikdirektor Schmid, ein Sohn des schon früher erwähnten "Papa Schmid".

Aber auch höchst originelle und dabei musikalisch sehr tüchtige kleine und kleinste Kapellen gibt es heute in München. Da ist die sogenannte Dachauer Bauern-Kapelle, kurzweg die "G'scheerten" geheißen, denn ihr Motto lautet:

Mir san G'scheerte,
Kane Gelehrte. . .

Jeder Einzelne von den sechs Mann ist ein Virtuose auf mehreren Instrumenten. Sie verwandeln sich plötzlich aus einem vollständigen Streichorchester in ein vollständiges Bläserkorps, sie singen und machen hunderterlei Ulk, wodurch sie es denn auch heute zu einer solch großen Beliebtheit gebracht haben, daß sie täglich in den riesigen Bambergerhof-Bierhallen konzertiren müssen.

Um die bayerische Volksmusik sehr verdient gemacht hat sich das Terzett "D' Weinschütz". Die Brüder Weinschütz sind akademisch gebildete Musiker, vorzügliche Geiger, welche die Volksmusik im guten Sinne pflegen, ähnlich den berühmten Schrammeln in Wien. Joseph Weinschütz sammelt mit Eifer Originalmelodien von Tänzen der bayerischen Oberlandler, die dann von Zeit zu Zeit im Druck erscheinen.

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