Alles bisher Erzählte bezieht sich nur auf das Braunbier, das sogenannte "braune Hofbräuhaus". Von dem "weißen Hofbräuhause", das es nebenbei noch gab, werden selbst die ältesten Münchner wohl nur sehr wenig wissen, denn die Erzeugung von weißem Bier, d. h. Weizenbier, wurde eben gleichzeitig mit der Verlegung der gesammten Brauerei nach dem Platzl nur noch nebenher betrieben und 1872 gänzlich eingestellt.
Heute gewinnt das sogenannte "Weißbier" in Bayern und München wieder immer mehr an Anhängern. Es ist die Geschichte dieses Bieres auch ein Beitrag zur Geschichte der "Biermode" oder der "Wandlungen des Biergeschmackes".
Im ganzen 17. Jahrhundert war das Weißbier ein furchtbar vornehmes und theures Getränke, das sich nur hochstehende Personen gestatten konnten. Wie das aber schon so geht, will die ewig lüsterne, alles Vornehme nachäffende misera contribuens plebs natürlich gerade das haben, was die "feinen" Leute als nur für sie gemacht glauben - und so kam das Weißbier immer mehr in Schwung.
Herzog Maximilian von Bayern erbte Anfangs des 17. Jahrhunderts nebst Anderem auch ein Vorrecht der Weißbiersiederei und ließ dasselbe nun bald in München selbst ausüben.
Niemand Anderer als der Landesfürst durfte von nun an in Bayern Weißbier brauen, ja die Gastgeber waren sogar verpflichtet, neben dem Bier der anderen Brauer, zwangsweise Weißbier faßweise zu beziehen, widrigenfalls sie ihrer Konzession verlustig gingen.
Da wurde natürlich das Weißbierbrauen bald ein brillantes Geschäft für das Hofbräuhaus, um so mehr als auch thatsächlich der Geschmack des Publikums das Weißbier bevorzugte.
In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts hatte das "weiße Hofbräuhaus" seinen Glanzpunkt erreicht, dann ging es aber von 1780 an so rasch abwärts, daß zu Anfang des 19. Jahrhunderts das "weiße Bräuhaus" beinahe stille stand, dann verpachtet wurde, bis endlich 1808 das braune Bier siegreich seinen Einzug in den Weißbiertempel hielt.