destoweniger erging von Seite derselben Regierung am 1. März 1832 das Verbot jeglicher Associationen zu politischen Zwecken.
Jetzt fuhren freilich die ultramontanen Blätter ebenso in die Höhe wie die liberalen. "Die Presse rasselte ärger denn je; Aufstand, Desertion, Rebellion - so ging es in großen und kleinen Blättern, in Zeitschriften und fliegenden Brochuren."
Die Knebelung der Presse wurde übrigens bald dadurch in München und Bayern vollständig, daß sich die Regierung den sogenannten "Karlsbader Beschlüssen" bezüglich der Zeitungen anschloß (5. Juli 1832).
Wie es unter diesen Umständen in den vierziger Jahren des neunzehnten Jahrhunderts mit der Presse, d. h. dem Inhalte der Zeitungen, beschaffen war, davon entwirft Hoffmann von Fallersleben in seinen "Unpolitischen Liedern" ein nur zu wahres Bild:
"Wie ist doch die Zeitung interessant
Für unser liebes Vaterland!
Was ist uns nicht Alles berichtet worden!
Ein Portepeefähnrich ist Leutnant geworden,
Ein Oberhofprediger erhielt einen Orden,
Die Lakaien erhielten silberne Borten,
Die höchsten Herrschaften reisen nach Norden,
Und zeitig ist es Frühling geworden -
Wie interessant! wie interessant!
Gott segne das liebe Vaterland!"
Wer die Zeitungen jener Jahre durchblättert, findet denn auch wirklich nur derartige "geistige Nahrung".
Doch Druck erzeugt Gegendruck - und da die Presse rücksichtslos geknebelt wurde, machte sich der allgemeine Unwille in größeren und kleineren Unruhen bemerkbar.
Die "Zeitungsschreiber" thaten sich agitatorisch in Volksversammlungen sehr unliebsam hervor. Verhaftungen waren an der Tagesordnung.*) Die Redakteure Behr und Eisenmann wurden nach mehrjähriger Untersuchungshaft zur Festungsstrafe "auf unbestimmte Zeit" und Abbitte vor dem Bildnisse des Königs verurtheilt.
Heigel sagt darüber: "Es ist beklagenswerth, daß Niemand in der Umgebung des Königs den Muth besaß, an Ludwigs edlere Gefühle zu appelliren und dem sonst so klaren, großen Geiste darzuthun, daß jene unglücklichen deutschen Jünglinge und Männer, wenn auch auf Umwegen und Irrwegen, doch nur dem unwiderstehlichen Zug nach einer politischen Entwicklung folgten, wie unselig die Einschränkung des freien Worts, durch welche die Intelligenz zu ewigem Schmugglerkrieg mit jener Geistesmauth gezwungen wurde."
Die journalistischen Vorkämpfer und ihre Mitstreiter erhielten die Freiheit erst vierzehn Jahre später, als der Sturmwind von 1848 reinigend durch die politischen Nebel fuhr.
Und in dieser Sturmzeit wurde in München, wie das Gleiche in allen anderen deutschen Städten zu beobachten, die moderne Presse geboren.
*) An den Münchner und bayerischen Gerichten schwebten bis zum Jahre 1834 nicht weniger als 142 politische Prozesse.