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Akademie etc., sondern er befaßte sich so intensiv mit der inneren bayerischen Politik, daß er daran ging, die ihm feindlichen Minister zum Sturz zu bringen.

Freilich kann auch die Art und Weise nicht gebilligt werden, wie die Münchner Bevölkerung dem "fremden Musikanten" gegenüber Stellung nahm.

Er mußte schließlich für seine persönliche Sicherheit bangen; dem Könige hatte man auf offener Straße schon Katzenmusiken gemacht (so einmal vor dem Kapplerbräu in der Maffeistraße), als er im offenen Wagen ausfuhr. So packte denn Richard Wagner seine Koffer wieder, verließ München und wandte sich nach der Schweiz.

Wie die Sache bei dem gebildeten Publikum Deutschlands damals aufgefaßt wurde, dafür ist wohl das Gedicht Georg Herwegs ein sprechendes Dokument:

Vielverschlag'ner Richard Wagner,
Aus dem Schiffbruch von Paris
Nach der Isarstadt getrag’ner,
Sangeskundiger Ulyß!

Ungestümer Wegebahner,
Deutscher Tonkunst Pionier,
Unter welche Insulaner,
Theurer Freund, geriethst Du hier!

Und was hilft Dir alle Gnade
Ihres Herrn Alkinous?
Auf der Lebenspromenade
Dieser erste Sonnenkuß?

Die Philister, scheelen Blickes,
Spuken in den reinsten Quell;
KeineSchönheit rührt ihr dickes,
Undurchdringlich dickes Fell.

Ihres Hofbräuhorizontes
Grenzen überstiegst Du keck,
Und Du bist wie Lola Montez
Dieser Biedermänner Schreck.

"Solche Summen zu verplempern,
Nimmt der Fremdling sich heraus!
Er bestellte sich bei Sempern
Gar ein neu Komödienhaus!

"Ist die Bühne, drauf der Robert,
Der Prophet, der Troubadour
Münchens Publikum erobert,
Eine Bretterbude nur?

"Schreitet nicht der große Vasco
Weltumsegelnd über sie?
Doch Geduld - Du machst Fiasko,
Hergelaufenes Genie!

"Ja, trotz allen Deinen Kniffen,
Wir versalzen Dir die Supp';
Morgen wirst Du ausgepfiffen -
Vorwärts Franziskanerklub!"

Nicht lange hatte das ideale Freundschaftsverhältniß Bestand haben können; Wagner war im Frühjahr 1864 nach München gekommen, im Herbst 1865 reiste er wieder ab. - - -

Die Musikgeschichte Münchens aber hat aus der Wagnerzeit zwei bedeutsame Ereignisse zu registriren: die Erstaufführung von "Tristan und Isolde" und die der "Meistersinger".

Diese Thatsachen werden der Münchener Hofoper ewig zum Ruhme gereichen.

Zur Aufführung der "Meistersinger" war Richard Wagner eigens aus der Schweiz wieder nach München gekommen.

Er mußte sein Meisterwerk an der Seite Ludwigs in der königlichen Loge anhören, und als am Schlusse der Beifall wie ein Sturm sich erhob, da mußte er auch auf Wunsch des Königs von hier aus sich dankend verneigen.

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