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man in einem derartigen Riesenbau nie und nimmer intime Theaterstücke erfolgreich aufführen könne.

Haenle erwiderte, im Theater müßten während der Karnevalszeit Bälle stattfinden können. Meßthaler meinte, man dürfe, um zwei Monate tanzen lassen zu können, nicht das Theater für zehn Monate ruiniren; aber trotz Meßthalers Opposition entstand das "Deutsche Theater" in seiner heutigen großen Form.

Die Eröffnung verspätete sich um 360 Tage und fand erst am 26. September 1896 statt, bei welcher Gelegenheit Schaumbergers "Sünde wider den heiligen Geist" und Halbes "Jugend" zur Aufführung kamen. Die Unternehmer hatten gleichzeitig ein großes Ausstattungsballet und hervorragendes Orchester unter Leitung des bekannten Kapellmeisters C. Raida engagirt.

Meßthaler fand aber bei seinem Unternehmen sehr viel Opposition, eine Opposition, die um so ungerechtfertigter war, als dem Ensemble Namen wie Centa Brei, Irene Triesch, Alma Renier, Julie Sanden, Gerlach, Engelsdorf, Stollberg, Schmidt-Häßler etc. angehörten. - Sogar ein mächtiger Theaterskandal wurde angezettelt, und es gelang Direktor Meßthaler, in einem späteren Prozesse den Beweis zu erbringen, daß dieser Skandal von seinem Direktions-Nachfolger Victor Naumann, dem Redakteur einer Hundesportzeitung Baron von Kreckwitz, und einem Schauspieler des Meßthaler'schen Ensembles inscenirt worden war.

Im November 1896 löste der Eigenthümer und Erbauer des Theaters, Architekt Blum, widerrechtlich seinen Vertrag mit Meßthaler, der sofort einen Prozeß anstrengte, welcher drei Jahre dauerte und mit einem für Direktor Meßthaler sehr günstigen Vergleich endete.*)

Hierauf übernahm Architekt Blum mit Direktor C. Raida als artistischen Vertreter, die Leitung des Theaters, bald danach wurde der bereits erwähnte Victor Naumann Direktor des "Deutschen Theaters".

Nachdem auch dieser abgesägt war, folgte der unglückliche Emil Drach. - In kurzer Zeit darauf trat die bereits bei Einsichtnahme der Baupläne vorausgesagte "Pleite" ein, die jedoch nicht Direktor Emil Drach, sondern das Unternehmen selbst betraf.

Die Spatenbrauerei hatte es als Hauptgläubigerin erworben.

Das "deutsche Theater und die neue deutsche Kunst" wurden schnöde aus dem Hause gewiesen und der frühere Direktor der "Blumensäle", Hugo Oertel, richtete in den der ernsten Kunst erbauten Räumen, ein - Variété ein, das allerdings merklich besser rentirte, als das Schauspiel.


*) Im Jahre 1900 gründete dann Emil Meßthaler sein "Intimes Theater" in Nürnberg, das eine vorzügliche Prosperität zeigt.

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