Herr v. Possart betonte, daß der Moment, einen Kunsttempel nach Art des Wagnertheaters auch in München heimisch zu machen, sich wieder biete und daß man nicht zum zweiten Male die günstige Gelegenheit unbenützt vorübergehen lassen solle. Das war zunächst entscheidend und man trat nunmehr dem Projekt auch von der angegangenen Seite näher, in der Hoffnung, durch dessen Ausführung die Entwicklung des Ostens und damit die eigenen Interessen zu fördern.
Ein Bericht des kgl. Intendanten an die allerhöchste Stelle wurde wohlgefällig aufgenommen und zweifelsohne dem feinen, pietätvollen Empfinden unseres weitblickenden Regenten, der als Oheim das künstlerische Lieblingsvermächtniß seines Neffen Ludwig 1I. gerne unterstützte, verdankt das Comité das Wohlwollen Sr. Kgl. Hoheit, der gestattete, für den Bau den Namen "Prinz-Regenten-Theater" anzunehmen und das Theater auf eine Reihe von Jahren in die Betriebssphäre der kgl. Hofbühnen zu ziehen.
Von diesem allerhöchsten Wohlwollen begeistert und angeregt, wurden die Vorarbeiten zur Inangriffnahme des geplanten Baues weitergeführt und gelangte am 15. Dezember 1899 mit allerhöchster Genehmigung eine Verpachtung des geplanten Hauses an die kgl. Zivilliste zum Abschluß.
Bei dem Vertragsabschluß glaubte man, mit einem Kapital von 800,000 Mk. auszukommen und so wurde am 16. Dezember 1899 die Gesellschaft Prinz-Regenten-Theater (G. m. b. H.) mit diesem Kapitale konstituirt, der Eintrag ins Gesellschaftsregister vollzogen, und erfolgte Ausschreibung in den öffentlichen Blättern.
Der langdauernde strenge Spätwinter des Jahres 1900 verzögerte die Inangriffnahme des Baues; es zeigte sich, daß die festgesetzte Summe nicht ausreichte, sondern daß das ursprüngliche Gesellschaftsvermögen beträchtlich erhöht und jedenfalls durch Aufnahme eines Bankdarlehens verstärkt werden mußte.
Die allgemeinen Finanzverhältnisse hatten sich seit der Zeit der Gründung wesentlich verschlechtert, aber Dank der Opferwilligkeit der ursprünglichen Zeichner und einiger neu eingetretener Gesellschafter wurde - nachdem der Bau am 19. April 1900 begonnen hatte - in einer Versammlung vom 3. Mai 1900 die Kapitalserhöhung beurkundet, dann zum Gesellschaftsregister angemeldet und amtlich veröffentlicht.
Wie jede Neuschöpfung hat auch das Prinz-Regenten-Theater seine Gegner und Widersacher gehabt; möge jetzt nach Vollendung des Ganzen das Geschaffene vorurtheilsfrei beurtheilt werden und Beifall ernten.