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Ferdinand Suske.

ist man sich ja heute klar; da hatte das Experiment Dingelstedts noch immer mehr für sich.

Eine der wichtigsten Neuerungen im Bühnenleben brachte das Jahr 1889: die "neueingerichtete Bühne" oder "Shakespeare-Bühne", auf der als erste Vorstellung "König Lear" gegeben wurde.

"Theatergeschichtlich betrachtet ist sie der Gegensatz zu dem durch die "Meininger" in Schwung gebrachten Coulissen- und Requisiten-Realismus."

Jedenfalls hat sie, auch wenn man jenem "Realismus" das ihm gebührende Recht läßt, den großen Vorzug, daß die Stücke unserer Klassiker mit ihrem raschen Scenenwechsel ohne Vergewaltigung, ohne "Vivisektion" gegeben werden können. Die von Perfall angeregte, von dem genialen Lautenschläger ausgeführte Einrichtung hat sich denn auch glänzend bewährt. *)

Hans v. Pindo.

Der Chronist der Perfall'schen Epoche hat jedenfalls Recht, wenn er über diese Neuerung sagt: "So ermöglichen sich selbst jene kleinen, bisher unaufführbaren Scenen, in denen die Dichter oft geradezu Pretiosen ihrer Poesie anbringen. Ich erinnere nur an jene kleine Scene des Bachüberschreitens im "Käthchen von Heilbronn", an die vielen kleinen Scenen im "Götz", der hier gebracht werden konnte, was Goethe selbst als an einem Abend für unmöglich erklärt hatte."

Nach Perfalls Rücktritt führt nun seit mehreren Jahren Generalintendant Ernst v. Possart die Leitung der Hofbühnen. Ehrliches, unermüdliches,


*) Das erste Verdienst, die Sache angeregt zu haben, gebührt allerdings Rudolf Genée, der zwei Artikel in der "Allg. Ztg." veröffentlichte: "Die Natürlichkeit und die historische Treue in den theatralischen Vorstellungen."

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