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Romanen und Dramen, je nach Bedürfniß, ihre Stücke zusammen; hierbei wie im Spiel nur nach Effect haschend - Spektakel war die Hauptsache. Eine unsägliche Verachtung, deren Nachwirkung ja noch heute zu spüren ist, lag über dem deutschen Schauspielerstande."

Kurfürst Maximilian III. lag es schon am Herzen, da verbessernd einzugreifen. Die Fanfare, die Gottsched gegen den Hanswurst geschmettert, war ja doch an den Höfen gehört worden. Maximilian beauftragte den Schauspieler Joseph v. Kurz, der unter dem Namen "Bernardon" in der Theatergeschichte bekannt ist, ein stehendes deutsches Theater im Saale beim "Faberbräu"*) einzurichten. Kurz trat auch mit namhaften Schauspielern, z. B. mit Eckhof, in Verbindung - da dieselben aber alle ablehnten, nach München zu kommen, so scheiterte der Plan.

Da war es die junge Akademie der Wissenschaften, die sich der Sache annahm - und Dank der Bemühungen Loris und Osterwalds kam nun wirklich das deutsche Theater auch in München zu Ehren. Diesen beiden Männern ist es in erster Linie zu danken, daß hier endlich auch ein deutsches Nationaltheater zu Stande kam.

Und das geschah folgendermaßen: Im Hause des geheimen Rathes Jos. Frhr. v. Obermayr wurden zur Faschingszeit von jungen Leuten, Freunden des Hauses, Theatervorstellungen gegeben. Unter den Mitwirkenden machte sich besonders ein junger Candidat der Rechte, Joh. Bapt. Niesser, der bei dem Hofgerichts-Advokaten-Lizentiat Ganghofer juristische Praxis nahm, durch sein hervorragendes dramatisches Talent bemerkbar. Lori und Osterwald, die sich unter den Zuschauern befanden, wurden auf Niessers Talent sofort aufmerksam und, unterstützt von Obermayr, machten sie Niesser den Vorschlag, das juristische Studium zu quittiren und sich dem Theater zu widmen. Der für die Bühne begeisterte junge Mann willigte ein und nahm, dem Rathe der Akademiker folgend, zuerst Engagement bei der Truppe der Teresina Kurz, um sich gründlich auszubilden. Diese Gesellschaft hatte sich in kurzer Zeit zu einer der besten emporgeschwungen.

Niesser durfte neben Kräften wie Bergopzoomer, einem vorzüglichen Charakterspieler, und Brockmann, dem deutschen "Garrick", dem ersten "Hamlet" der deutschen Bühne, auftreten. Auch in die Direktionsgeheimnisse wurde der angehende Künstler eingeweiht. Nach genügend praktischer Schulung kehrte Niesser nach München zurück. Hier spielte im Faberbräu gerade eine Gesellschaft unter der Direktion Lorenzoni und Sartori. Niesser trat in die Gesellschaft ein, konnte aber mit dem vorhandenen ungenügenden Personal unmöglich seine reformatorischen Ideen in Thaten umsetzen. Das Repertoir der Truppe bestand, wenn auch aus einigen ordentlich einstudirten Stücken, doch meist nur aus


*) Der damalige Besitzer des Bräuhauses in der Sendlingerstraße, Johann Paul Reiz, hatte die Malztenne im Hintergebände zu einem "Komödienstadl" umgewandelt. (Das war damals der allgemein gebräuchliche Ausdruck für das deutsche Theater.) Dieser "Stadl" war bedeutend größer und schöner, als z. B. der beim "Soller" im Thal, wo früher alle Truppen eingekehrt waren, deßhalb zog jetzt jede reisende Gesellschaft zum Faberbräu. Aus alten Akten kann man die Namen einiger dieser Truppen noch entdecken. So erhielt ein Stephan Mayer aus München schon im Jahre 1721 ein kurfürstliches Privileg, "allhier vor andern sowohl itzt als hinkünftig sowohl geistlich als weltliche Comödien spillen zu derffen". Ferner gab es da noch die Gesellschaften Schulz, Ruth, Borsch v. Wallrode, Koberwein und Findler. Die Kurz'sche Gesellschaft spielte 1768 im "Faberbräutheater". Die Mitglieder genossen eines besseren Rufes als die der anderen, aber sie spielten eben auch hauptsächlich nur extemporirte Stücke und die Hauptperson war der Hanswurst

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