extemporirten Komödien mit dem unvermeidlichen Hanswurst. Aber Niesser ließ den Muth nicht sinken; mit Hilfe seiner Gönner wurde eine Änderung insofern erzielt, daß nach langen Verhandlungen die beiden Komödienprinzipale aus der Gesellschaft austraten. Sartori ging nach Augsburg und Lorenzoni errichtete auf dem Anger vor dem Karlsthor einen neuen Musentempel, wo der "Lipperl" (eine neue Ausgabe des nicht umzubringenden Hanswurstes) unumschränkt herrschte. Dieses neue Theater wurde auch unter dem Namen das "Kreuzertheater" bekannt, weil jeder Zuschauer pro Akt zwei Kreuzer bezahlen mußte.
Für Niesser, der mit der Schauspielerin Seewald im Faberbräu die Direktion übernahm, begann nun eine Periode der eifrigsten Thätigkeit. Zuerst mußten die unbenutzbaren Schauspielkräfte entlassen und bessere an deren Stelle engagirt werden.
Das war keine leichte Aufgabe bei dem Zustande der meisten der damaligen Wandertruppen; doch sie gelang dem jungen, für die höchsten Ideale begeisterten Direktor. Das Personal, das sich Niesser zusammenstellte, bestand aus folgenden Kräften, die mit den beigesetzten Wochengagen engagirt waren: Pauser nebst Gattin (12 fl.), Nuth sen. und jun. (à 5 fl.), Mad. Müller (6 fl.), Reiner (6 fl.), Klemens Huber (2 fl. 30 kr.), Xaver Huber (3 fl.), Mademoiselle Hörl (4 fl.), Schiele mit Frau (4 fl.), in Summa 47 fl. 30 kr. Wochengage. Zu diesem Gagenetat kamen noch 10 fl. 14 kr. "Regiekosten", nämlich für Benützung der Bühne 3 fl., 8 Musiker 2 fl. 20 kr, 4 Pfund Talgkerzen und 3 Pfund Talg für die Lampen 2 fl., 6 Buch Papier für die Komödienzettel 1 fl. 30 kr., dem Zettelträger 30 kr., dem Requisiteur und Lichterputzer 30 kr., dem Souffleur 24 kr. Der gesammte Wochenetat für die drei Vorstellungen betrug also nur 57 fl. 44 kr.
Am 10. November 1771 wurde im Faberbräutheater das erste regelmäßige Stück: "Die Wirthschafterin" von Stephani dem Älteren aufgeführt. Diesem, mit größtem Beifall aufgenommenen Stücke folgten "Die Malerin von Ephesus" von Weiße, "Elektra" von Gotter, "Adel des Herzens" von Zachariä, "Emilia Galotti" und "Miß Sara Sampson" von Lessing u. s. f.
Der Erfolg blieb nicht aus, das bessere Publikum Münchens wandte sich immer mehr von dem welschen Opernspektakel dem deutschen Schauspiel zu und der unermüdliche thätige Direktor desselben erlebte schon nach dem ersten Jahre seiner reformatorischen Wirksamkeit die Genugthuung, daß bei manchen Vorstellungen das schmucklose, schlecht beleuchtete Parterre im Faberbräutheater die Zuschauer nicht fassen konnte, während die glänzenden Räume des italienischen Opernhauses leer standen. Aber dieses kunstbegeisterte, ehrliche Streben Niessers sollte schon im zweiten Jahre einen gefährlichen Angriff erleiden. Und wer waren die Gegner des muthigen Münchener Theaterreformators. Die Zunft der ehrsamen Stadtmusikanten, welche ein Privilegium zur Aufführung von Passionskomödien besaßen und nun dagegen protestirten, daß Nießer während der Fasten- und Adventzeit weltliche Comödien aufführte. Diese biederen Dilettanten hatten in gewissen Kreisen starken Anhang und es gab so manche Dunkelmänner, denen der Aufschwung des Faberbräutheaters ein Greuel war. Und der Begründer der deutschen Schaubühne in München mußte sich den Stadtmusikanten fügen. Lessing und Wieland verschwanden vom Repertoir, um gut gemeinten aber schlecht