eine rundliche Form und wurde gleichzeitig tiefer gelegt. Weltberühmt ist das Hoftheater auch in Bezug auf seine maschinellen Einrichtungen, die der geniale Theatertechniker Karl Lautenschläger geschaffen hat. Seine drehbare Bühne ist heute auf zahlreichen anderen Theatern in Gebrauch. Nicht unerwähnt soll gelassen werden, daß auf der Münchener Hofbühne zum ersten Male die Verwendung des elektrischen Lichtes zu Beleuchtungszwecken stattgefunden hat. Hofrath Stehle, der Stellvertreter des Generalintendanten, hat einen Feuerlösch-Apparat erfunden, der sich vorzüglich bewährt und zahlreichen anderen Bühnen als Muster gedient hat.
So steht das Haus, was seine technische Ausstattung anbelangt, heute mustergiltig da.
Von der Baugeschichte der beiden Hoftheater sei wieder zur Geschichte der inneren Entwicklung zurückgekehrt.
Maximilians Nachfolger, Kurfürst Karl Theodor, brachte aus Mannheim die sogenannte Marchand'sche Gesellschaft mit Oper und Ballet mit, die nun im "neuen Opernhaus" ihren Sitz aufschlug. Mit der Leitung wurde wieder Graf Seeau betraut, und zwar erhielt er zur Bestreitung der Oper ein Pauschale von 24,000 fl., des Ballets 15,000 fl. und des Schauspiels ("Deutschen Theaters") 9000 fl. jährlich ausgeworfen. Da aber die Kosten für die Oper doch immer mehr wuchsen, denn die Italiener wurden mit ihren Gagenansprüchen immer unbescheidener, so erklärte der Kurfürst endlich im Jahre 1787, er wolle die sogenannte "große italienische Oper" überhaupt nicht mehr.
In den folgenden Jahren gelang es nun endlich - nachdem die italienische Musik volle hundertdreißig Jahre die Alleinherrschaft in München geführt hatte - auch deutschen Komponisten, in München zu Wort zu kommen.
Diesem Erwachen deutschen Geistes und deutscher Kunst stand man damals im großen Ganzen noch ziemlich verständnißlos gegenüber. Der spiritus rector des Theaters, Graf Seeau, befand sich leider auch auf keinem höheren Niveau.
Ein zeitgenössischer Schriftsteller, A. J. Pezzl, sagt in seiner kulturgeschichtlich interessanten "Reise durch den bairischen Kreis", daß der Graf seine Berufung als Leiter zu dem Kunstinstitute der Residenz keinem andern Umstande zu verdanken hatte, als daß er auf der Violine einen "Steyrischen" spielen konnte. Seine literarische Bildung sei auf einem beklagenswerth tiefen Niveau gestanden. "Er habe deßhalb alle Stücke auf Risico gegeben; hätten sie mißfallen, so habe er geschimpft, hätten sie gefallen, so habe er sich mit seinem Geschmacke gebrüstet. Was von Wien gekommen, habe er aufführen lassen und die Rollen nach einem mechanischen Faulknecht besetzt, worin die Münchner Schauspieler mit denen von Wien verglichen waren." Dabei knauserte er in der jämmerlichsten Weise und behandelte die Künstler in unwürdigster, roher Art. "Er vergaß sich zuweilen so weit, daß er sie mit Faustschlägen tractirte", so erzählt ein Zeitgenosse.