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hydraulischen Maschinen, ein Oberförster, der die immergrünen Pflanzungen kultivirt, wo das köstliche Wasser gesammelt wird, und der zugleich darüber zu wachen hat, daß alles Schädliche aus diesen alpinen Zuflüssen entfernt bleibe. Dann hatte ich die Ehre, Professor Oberhummer zu treffen, den Vorsitzenden der Münchener Geographischen Gesellschaft und Verfasser der gelehrten Abhandlungen über den Himalaya und den Kaukasus. Zwei Stadträthe vertraten das steuerzahlende Element. Ein Hofrath und ein Medizinalprofessor repräsentirten das städtische Gesundheitsamt, ein Architekt, ein Civilingenieur, ein Ökonomiebeamter waren ebenfalls vorhanden. Sie stellten in Summa Jeder einen besonderen Zweig des Wissens dar, eine Art personifizirter städtischer Encyklopädie über alles Wissenswerthe zur Münchner Wasserversorgung.

Wir dampften etwa eine Stunde lang in's Land hinaus bis nach Darching, einer kleinen Station an den Ausläufern der Alpen. Wer kann den köstlichen Eindruck dieser frühen Morgenstunde beschreiben, wie der Wind über die frisch gemähten Wiesen dahinweht und balsamische Düfte aus den tiefen Tannenforsten mit sich führt? München ist eine herrliche Stadt, schon in ihrer geographischen Lage. Ein Gebirgsstrom rauscht reinigend durch ihre Straßen, die Alpen sind mit einer Fahrradtour zu erreichen, die unversieglichen Quellen seiner Wasserversorgung, die bei den anderen vielfachen Annehmlichkeiten München mit jeder Hauptstadt der Welt vortheilhaften Vergleich bestehen läßt.

In Darching erwarteten uns zwei stramme Bauernburschen im Gemsjägerkostüm, nackten Knieen, kurzen Lederhosen und triumphirenden Federn auf ihren Filzhüten. Diese Wilhelm Tell-Riesen nahmen unsere Überröcke in Empfang und dann setzte sich der Oberförster an die Spitze, um uns den Weg zu Münchens Wasserwerken zu zeigen.

Wir marschirten durch schönen Wald am Ufer des forellenreichen Flusses entlang, um bald vor einem kunstvollen Mauerwerk zu stehen, das eine Art Eingang in den Berg darstellte. Als das eiserne Thor offen war, sahen wir uns an der Stelle, wo ein gewaltiger Wasserstrom sich in ein Bassin ergießt, um von da in riesigen Röhren seiner gesundheitlichen Mission in der bayerischen Hauptstadt zugeführt zu werden. Ich habe es vergessen, wie viele Millionen Gallonen aus diesem Felsen springen, nicht zu reden von dem halben Dutzend ähnlicher Stellen in dieser günstigen Nachbarschaft. Jedenfalls genügt die Zufuhr, und München hat zu jeder Jahreszeit einen unerschöpflichen Vorrath von köstlichem, kaltem Quellwasser, nicht nur zum Trinken, Kochen, Waschen, sondern auch für seine gewaltigen Brauereien und die große Zahl der Zierbrunnen, die der Stadt an den heißesten und staubigsten Sommertagen ein so erquickliches Ansehen verleihen. Alles Wasser kommt von der Bergseite und die ganze Umgebung ist günstig für seine Reinheit. Aber München ist damit nicht zufrieden, denn die Stadt erwirbt alles Terrain in der unmittelbaren Nachbarschaft, um Alles unter ihre Kontrolle zu bekommen, was für die Wasserversorgung von Einfluß ist.

So wird man hier am Fuße der Alpen in wenigen Jahren einen Zierwald haben, der nur zum Schutze der Wasserversorgung, wie eine Art Nationalpark, unterhalten wird. Wenn wir bedenken, was für ein schmutziger Stoff den durstigen Londonern und Parisern aus der nur zu bekannten Themse oder der ditto Seine zugeführt wird,

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