Ludwigs Sohn, der als Maximilian II. den Thron bestieg, war geistig nicht minder hochstehend, wie sein Vater. Seit frühester Jugend kannte er nur eine Leidenschaft: zu lernen. Er sagte von sich selbst: "Wäre ich nicht in einer Königswiege geboren, so wäre ich am liebsten Professor geworden." Das kennzeichnet ihn und seinen Charakter wohl am besten. So wie Ludwig I. am liebsten mit Künstlern und Schriftstellern verkehrte, so suchte Max II. den Umgang mit Philosophen. Er zog Schelling an seine Seite und ihm, "dem großen Philosophen", setzte er auch ein Erzstandbild vor seine große Schöpfung, das Nationalmuseum, in der nach ihm benannten Straße.
Über die Lage des Landes unter seiner Regierung sagt Schwann: "Im Innern schritt die Entwicklung Bayerns rege fort. Der Ausspruch des Königs: "Ich will Frieden haben mit meinem Volke", begann zur Wahrheit zu werden, und die drei Gesetzentwürfe des Strafgesetzbuches des Polizeistrafgesetzbuches und das Einführungsgesetz für das ganze Königreich Bayern wurden von allen Kammern angenommen und vom Könige genehmigt, dazu kam das neue Gerichtsverfassungsgesetz vom 10. November 1861, durch welches die im Grundlagegesetz vom 4. Juni 1848 aufgestellten Grundsätze praktische Lösung fanden." Damit waren - nachdem Polizeiübertretungen vor die Gerichte verwiesen wurden - die Befugnisse der Verwaltungsbehörden eingeschränkt. Die allumfassende Macht des Magistrats, die ihm frühere Herzoge verliehen, war seit Beginn des Jahrhunderts, dem Zeitgeiste entsprechend, geschmälert worden. Damals wurde auch das Notariat geschaffen. "Die Notare waren nach demselben öffentliche, vom Könige ernannte Beamte, und ihren Wirkungskreis bildeten die Geschäfte der nichtstreitigen Rechtspflege."
Aber auch seiner Hauptstadt München ließ Max II. ununterbrochene Fürsorge angedeihen. Er förderte die die Bauthätigkeit nach Kräften, ließ die wilden Hänge der Isar mit herrlichen Anlagen schmücken, erbaute das Maximilianeum, wo zahlreiche Studierende Asyl finden, und namentlich das große Fest der 700jährigen Gründungsfeier der Stadt München im Jahre 1858 gab ihm Anlaß zur Errichtung vieler monumentaler Werke, wie der großen Brücke über die Isar (an Stelle der alten Holzbrücke) und mannigfacher wohlthätiger Stiftungen.
Die Münchner Bürgerschaft selbst hatte die größten Anstrengungen gemacht, die Feier des 700jährigen Bestandes der Stadt würdig zu begehen. Der Gipfelpunkt aller Veranstaltungen war ein großer historischer Festzug, der alle um München verdienten Personen seit Heinrich dem Löwen zeigte und um sie stets charakteristisch geordnete Gruppen. Und nicht nur dem regierenden Könige brachte dieser Zug seine Huldigung dar, sondern aus ihm heraus entwickelte sich eine spontane Ovation für den greisen Ludwig I., der von seinem freiwilligen Verbannungsorte - dem Wittelsbacherschlosse - aus zusah.
Die kurze Regierungszeit Maximilians bedeutete für München Frieden und ruhige innere Entwicklung. Erst die drohenden Kriegswolken, die sich über Schleswig-Holstein zusammenzogen, beunruhigten auch in München lebhaft. Der König befand sich damals in Italien, und die Münchener Stadtvertretung fühlte sich bemüßigt, an ihn die Bitte zu richten, wieder nach München zurückzukehren. Max folgte dieser Aufforderung sofort.