ein berittenes Musikkorps. Ihm folgte der Wagen der Vorstadt Haidhausen mit der Büste des Königs. An ihn schlossen sich die originell ausstaffirten Wagen der Lebensmittelgewerbe, dann die der Handwerker und Baugewerke und den ganzen Zug beschloß der Künstlerwagen. In grünumrankter offener Laube barg er die Statue des Königs im Krönungsschmuck. Ihm zu Füßen sah man die Architektur mit dem Walhalla-Modell, rechts daneben die Skulptur mit der Bavaria, links die Malerei - sämmtliche Figuren über Lebensgröße. Nachdem alle Wagen das Königszelt passirt und im Viereck Aufstellung genommen hatten, begann die Enthüllungsfeier. Eine nahezu 30 Meter hohe und 14 Meter breite Bretterwand verhüllte den Anblick der Statue. Miller hatte die Anordnung getroffen, daß diese Barriere mit einem einzigen Ruck fiel, so daß das Monument wie durch Zauberschlag mit eins sichtbar wurde. In diesem Augenblicke erdröhnte ein vieltausendstimmiges Lebehoch dem König. Maler Feichlein hielt die Festrede, die Liedertafel sang eine Hymne und Kanonen donnerten den Salut. Bewegt brach der König in die Worte aus: "Ich stehe in meinem vierundsechzigsten Jahre und habe viel Schönes gesehen und viel Frohes erlebt, aber das Schönste und Froheste heute!"
Wenn man bedenkt, daß die Bevölkerung Münchens von circa 40,000 Einwohnern zu Beginn des neunzehnten Jahrhunderts auf über 100,000 gegen Ende der vierziger Jahre stieg, so wird man begreifen, daß die Friedhöfe damals eine arge Überfüllung aufwiesen und deren Vergrößerung schon außerordentlich dringend geworden war. Den südlichen Friedhof wünschte König Ludwig nun zu einer künstlerischen Sehenswürdigkeit, ähnlich dem Campo santo von Bologna, ausgestaltet. Architekt Gärtner hatte auch ein ähnliches Projekt ausgearbeitet, aber die Gesammtkosten beliefen sich auf 300,000 fl. und dagegen wehrte sich der Münchener Magistrat. Erst als König Ludwig in einem ziemlich energischen Schreiben darauf hinwies, wie viel er schon aus seinen Privatmitteln für die Verschönerung der Stadt gethan und wie gerade solche Sehenswürdigkeiten Fremde herbeizögen, beschloß der Magistrat unter Anerkennung der Verdienste des Königs "mit dankbar kindlichem Herzen" die Bewilligung jener Summe.
Wer diese reiche Thätigkeit des Königs auf künstlerischem Gebiete überblickt, die ja hier leider nur ganz flüchtig skizzirt werden konnte, der wird erst die Wahrheit der Worte begreifen, die er im Jahre 1848 sprach, als eine Künstlerdeputation ihm in einer Adresse den Schmerz über seine Abdankung zum Ausdruck brachte: "Drei Stunden habe ich gebraucht zu dem Entschlusse, mich von der Krone zu trennen, aber drei Tage zur Resignation auf die Kunst."