Im Jahre 1833 erschien eine neue Brandschrift gegen den "Münchener Auf-Schwindel". Ein Hausbesitzer im Lehel, Friedrich Meyer, war es, der im "Interesse der Hausbesitzer" die Feder gegen den "vernunftwidrigen Baugeist" zückte.
Er sagte u. A.: "Ein schwerer Nothstand lastet mit beklagenswerther Härte auf den Hausherren in München, der den Ruf und die Wohlfahrt der Hauptstadt befleckt, das Stadtgericht in unerhörtem Maße mit verderblicher Arbeit überschüttet, Gant auf Gant häuft und durch den Verlust unermeßlicher Kapitalien den Ruin vieler schuldloser Familien und so mancher Wittwen und Waisen herbeiführt. Wenn Tausende von Wohnungen leerstehen" - es gab damals noch nicht einmal 3000 Häuser - "und das sonst so heitere und lebenslustige München immer düsterer, immer mehr von bangen Besorgnissen gepeinigt wird, dann ist es Bürgerpflicht, sich zur Abwendung größeren gemeinsamen Unheils zu vereinigen und den Verheerungen des Stroms, der in Gestalt eines ungezügelten, planlosen, unwirthschaftlichen und vernunftwidrigen Baugeistes über uns hereinbrach, ohne Zeitverlust einen Damm zu setzen." - In's Einzelne eingehend, setzt dann der Verfasser des Näheren auseinander, daß man in der Altstadt selbst fast in jeder Straße auf Hindernisse des Verkehrs, auf Häuser und Gäßchen stoße, welche von einer thätigen Sanitäts- und Baupolizei, wenn eine solche auf das Bauwesen einwirken dürfte, längst hätten beseitigt werden müssen; man müßte dann vor Allem, meint er, die unterbrochene gerade Durchfahrt von der Fürstenfeldergasse in die Promenadenstraße, die Fortsetzung der Prannersgasse auf den Max Josephsplatz hergestellt haben. Aber nicht nur die Verschönerung der inneren Stadt, auch ihre naturgemäße Verbindung mit der Wasserstraße sei vernachlässigt worden; dagegen habe man auf der entgegengesetzten Seite auf dürrer, wasserloser Haide von hundert zu hundert Schritten unnütze Straßen angelegt, die nirgends hinführten als an ihr Ende, und das Geld hiezu durch den Lokalbieraufschlag vom Munde des armen Soldaten und Taglöhners und jedes noch so unbetheiligten Bürgers genommen. Am Königspalaste aber und den herrlichen Gebäuden des Hoftheaters und der Münze habe man schmutzige, häßliche, ungesunde, feuergefährliche Gäßchen stehen gelassen. Die Fraunhoferstraße, welche man als erste hätte anlegen sollen, habe man in Angriff genommen, als alle Baulust erloschen war etc. etc."
Soweit die gerügten Mißstände, welche zum Theile auch später, als man den Behörden doch schon ein offeneres Auge für die Erfordernisse des Verkehrs hätte zutrauen können, nicht behoben wurden; was nun aber die Mittel zur Abhilfe betraf, so ging es dem Verfasser wie so Manchem, der ein Übel erkennt, aber dessen Heilung mit gänzlich verkehrten Mitteln erstrebt. Um den Hausbesitzern, die "keine Miethe mehr einnahmen" - was ja natürlich nur zum Theil richtig war - wieder auf die Strümpfe zu helfen, schlug er allen Ernstes vor, die Zahl der Gebäude mit der Bevölkerung wieder in ein besseres Verhältniß zu bringen und zu diesem Zwecke Häuser niederzureißen! Wer aber diese und das Niederreißen bezahlen solle, machte ihm doch keine geringen Skrupel; ja, er gab schließlich zu, daß dies nur eine ohne alle tiefere Einsicht und Fürsorge unternommene Verschwendung wäre, wenn man der Regierung oder dem Magistrate zumuthen wollte, die hiezu nöthigen Fonds zu liefern, daß dagegen ein eigens zu diesem Zwecke gegründetes Kreditinstitut - das es in