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Karl Theodors Erklärung: "München ist keine Festung", zersprengte diesen einengenden, alle freie Entwicklung hemmenden Gürtel - und von diesem Tage an datirt Münchens großartiger Aufschwung. Als Karl Theodor die Regierung übernahm, da besaß die Stadt 37,840 Einwohner; durch die vielen Bauten, durch die Gewinnung von Bauplätzen an Stelle der Stadtgräben etc., wodurch die Baulust wieder stark angeregt wurde, lockte man zahlreiche Arbeitsleute nach München und die Bevölkerungsziffer stieg rapid.

Die innere Geschichte Münchens hat unter Karl Theodor mannigfache aufregende Vorfälle aufzuweisen.

Es war von ihm gewiß im Interesse der kleinen Leute in München sehr gut gemeint, als er im Jahre 1788 der in München herrschenden Teuerung dadurch abhelfen wollte, daß er das Privilegium des Alleinhandels für die Münchener Zünfte aufhob und den Landwirthen der Umgebung Münchens gestattete, ihre Waaren ohne Weiteres in München zu verkaufen.

Die Münchener privilegirten Händler hatten allerdings arg Mißbrauch mit ihren Privilegien getrieben und die Preise so in die Höhe geschraubt, daß von Seite der Regierung unbedingt dagegen eingeschritten werden mußte.

Die Verordnung des Kurfürsten war nun selbstverständlich ein schwerer Schlag für die Münchener Händler. Die Art und Weise, wie die in München damals noch tonangebenden Zünftler gegen den Kurfürsten und seine Rathgeber beinahe in drohendem Tone auftraten, hatte ein überraschendes Resultat zur Folge.

Am 11. Oktober 1788 erklärte der Kurfürst, er wolle nicht länger in der Mitte eines Volkes bleiben, das sich eine solche Sprache gegen seinen Landesherrn erlaube. Zur größten Verblüffung der Münchener Einwohnerschaft reiste er auch an demselben Tage noch ab und schlug seine Residenz in Mannheim auf. Der ganze Hof, die zahlreiche Beamtenschaft folgte ihm dahin - München war eine Provinzstadt geworden.

Das war nun allerdings ein noch viel schwererer Streich gegen München und "große Verlegenheit, Trauern, Klagen, Zürnen" entstand. Die Bevölkerung wandte sich jetzt einstimmig gegen den damaligen Bürgermeister Reindl, der die Abreise des Kurfürsten durch seine scharfe Rede verursacht hatte. Endlich wurde beschlossen, eine Deputation nach Mannheim zu senden und den Fürsten demüthig zu bitten, wieder die Residenz nach München zu verlegen. Am 16. Juni 1789 kehrte Karl Theodor denn auch wieder zurück, wurde jubelnd empfangen und die Stadt veranstaltete große Freudenfeste.

Aber damit war die Zeit der Tumulte noch nicht abgeschlossen. Die große Getreidetheuerung am Ende des 18. Jahrhunderts führte in München zu einem großen Krawall gegen die Regierung.

Alle diese Unruhen gaben Anlaß zu einer Reorganisation der magistratischen Verfassung.

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