pflegen. Der Popularität des gefeierten Seniors v. Pettenkofer verdankt man die Münchener Bürger- und Freiherr v. Cramer-Klett-Stiftung.
Neben den dem Generalkonservatorium unterstellten Attributen erhielt die Akademie im Jahre 1868 eine Bereicherung durch die ihr angegliederte kgl. bayerische Kommission für die Europäische Gradmessung, aus welcher später die jetzige, mit größerer Aufgabe betraute Kommission für internationale Erdmessung hervorgegangen ist. Auch für die Erforschung der Urgeschichte Bayerns wurde der Akademie von der kgl. Staatsregierung und den Kammern Mittel bewilligt, über deren Verwendung eine besondere Kommission Anträge stellt. Schließlich mag auch die Mitwirkung der Akademie an der Savigny-Stiftung und an der Herausgabe der Monumenta Germaniae erwähnt werden. So hat sich denn ihr Wirkungskreis im Laufe dieses Jahrhunderts immer mehr erweitert und in gleichem Maße ist ihr Ansehen sowohl innerhalb der Grenzen Bayerns als auch im Ausland gewachsen. Damit sind aber auch ihre Verantwortlichkeit sowie die Größe und Schwierigkeit ihrer Aufgaben gestiegen. Mit der Erleichterung des Verkehrs im 19. Jahrhundert wurden durch das Zusammenwirken mehrerer wissenschaftlicher Korporationen Unternehmungen möglich, an die man in früheren Zeiten nicht hätte denken können. Dieses Bedürfniß nach Kooperation bei wissenschaftlichen Arbeiten allgemeiner Art, die über die Leistungsfähigkeit einer einzelnen Akademie hinausgehen, führte im Jahre 1893 zu dem Kartell der Akademien und gelehrten Gesellschaften in Wien, München, Göttingen und Leipzig, welchem man bereits zwei große Unternehmen: die Herausgabe der Encyklopädie der mathematischen Wissenschaften und den Thesaurus linguae latinae verdankt.
Vergleicht man zum Schluß den heutigen Zustand der Akademie gegen den am Ende des 18. Jahrhunderts, so ergibt sich ein wahrhaft erfreuliches Bild.
Damals, in der trübsten Periode der Geschichte dieser Korporation, war ihre Existenz durch äußere Angriffe auf die Freiheit der Forschung und durch innere Zerwürfnisse ernstlich bedroht. Man dachte an ihre Auflösung. Ohne Ermunterung von oben, wenig beachtet oder angefeindet von der Außenwelt, siechte sie dahin und fristete ein kümmerliches Dasein. Heute erfreut sich die Akademie der Huld des Allerhöchsten Protektors, mehrere Mitglieder des königlichen Hauses haben es nicht verschmäht, in ihre Reihe einzutreten, die kgl. Staatsregierung und die Kammern der Abgeordneten und Reichsräthe fördern ihre Thätigkeit durch wohlwollende Fürsorge, weite Kreise der Bevölkerung stehen ihren Bestrebungen sympathisch gegenüber und suchen sie materiell zu unterstützen und keine Meinungsverschiedenheiten über die zu erstrebenden Ziele und die einzuschlagenden Mittel und Wege beeinträchtigen den inneren Frieden der Korporation.
So ist denn alle Gewähr gegeben, daß das Werk jener muthigen Männer, Lori und Linprun, noch in fernen Jahrhunderten segenbringend bestehen werde.