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furchtbare Entmuthigung griff um sich - man glaubte die Sache Bayerns gänzlich von Gott verlassen - die Nachrichten, die vom Kurfürsten eintrafen, waren auch nicht derart, den Kampfesmuth zu stählen - und so löste sich muthlos und verzagt das ganze Volksheer in kurzer Zeit auf.

Noch zehn Jahre lang führten die Österreicher in München und ganz Bayern die unbeschränkte Herrschaft; Bayern selbst schien für immer vernichtet, das Haus Wittelsbach aus der Reihe der regierenden Fürsten gestrichen. Die jungen Prinzen wurden am Hofe zu Wien auf Kosten Österreichs als "Grafen von Wittelsbach" erzogen.

Als endlich der unselige spanische Erbfolgekrieg sein Ende erreichte, da erinnerte sich Frankreich wieder seines treuen Verbündeten, Bayern, und es setzte seine ganze Macht ein, daß im Friedensvertrage die Bestimmung aufgenommen wurde, es sei an Max Emanuel alles Land wieder zurückzugeben.

So war es denn dem Kurfürsten und seiner Familie möglich, wieder nach München zurückzukehren. Über zehn Jahre hatten sich die einzelnen Mitglieder nicht mehr gesehen - und am 15. April 1715 kam es denn endlich zu dem rührenden Wiedersehen in der Residenz.

Der Kurfürst hatte sich alle und jede Empfangsfeierlichkeiten verbeten. Recht sonderbar liest sich, was der damalige Bürgermeister Vacchiery darüber in einem noch erhaltenen Briefe schreibt: "Es sey weder auf eine Parade, noch Empfang der Bürgerschaft ein Antrag. - Seine Kurfürstliche Durchlaucht gehen gleich durch's Zeughaus in die Residenz, allwo ein Ausschuß der Bürgerschaft sich einstellen möge und beim Te Deum bleiben, das sine omni strepitu in der Hofkapelle sein werde, wegen der heiligen Passion und Charwochen, übrigens sei der Bürgerschaft bei Strafe verboten Illumination, Salve oder andere öffentliche Freudensbezeugung - Seine Kurfürstliche Durchlaucht werden schon die Zeit bestimmen, wann die Bürgerschaft ihre Freud' haben solle."

Dieser letzte Satz ist wirklich köstlich und verdient gewiß, in der Geschichte der "Volksfreuden" mit besonderen Lettern festgehalten zu werden. Es wurde auch später wirklich ein Tag bestimmt, wo das Volk sich offiziell "freuen" durfte - da strömten die treuen Landbewohner von weit und breit herein, ganz München war festlich geschmückt und das naive Volk gab seiner ehrlichen, treuen Anhänglichkeit wirklich rührenden Ausdruck.

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