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Für Bayern und speziell für München brachte dieser Neuantritt der Regierung durch Max Emanuel nun freilich keine Besserung in die traurige Finanzlage.

"Wer die langwierigen, jährlich wiederkehrenden Verhandlungen des Ausschusses der Landschaftsabgeordneten mit der Regierung um die Steuerbeiträge durchgeht, dem wird es wohl klar, in welcher Schule Max Emanuel seine Finanzwissenschaft erlernte. Im Jahre 1718 waren es die Reisen des Kurprinzen und Prinzen Ferdinand nach Italien und Ungarn, der Aufenthalt der Herzoge Philipp und Clemens in Rom, wofür die Landstände um eine Beisteuer angegangen wurden, und wenn auch die Regierung zwei Jahre später den Plan faßte, ein großes Schuldentilgungswerk zu errichten, wenn Max Emanuel darüber selbst mit dem Beichtvater Sigismund Neudecker, dem Kanzler Unertl und dem Hofkammerdirektor Scharfsed vielfach zu Rathe ging, die Schulden blieben, die Schulden wuchsen, sie hatten abermals zwei Jahre später bereits die Höhe von 20 Millionen Gulden überstiegen. Verlangte doch Max Emanuel wegen der Ausgaben für die Hochzeit des Kurprinzen die Verwilligung einer ganzen Steuer, verlangte er doch für den Unterhalt des kurprinzlichen Paares den Aufwand von zwei Drittel Steuer jährlich, wagte er es doch, dem Landschaftsausschuß mitzutheilen: "man befinde sich in der dringendsten Nothwendigkeit, zur Bestreitung der sämmtlichen Heirathskosten des Kurprinzen und zum Ankaufe von Juwelen ein Anlehen von 1,500,000 Gulden zu machen".

Im Jahre 1725 kam er wieder mit einer Forderung von einer Million Gulden für eine Reise des Kurprinzen nach Paris. Und schließlich stellte es sich dann heraus, daß "zur Etablirung des Kurprinzen neben 200,000 Gulden für die Bischofswahlen" der jüngeren Prinzen mehr als drei Millionen verwendet worden waren, daß die Schuldsumme insgesammt mehr als 27 Millionen Gulden betrug.

"Bei solcher Wirthschaft war natürlich an eine Besserung nicht zu denken, denn die in Frankreich erlernte und geübte Verschwendung abzulegen oder auch nur zu mäßigen, schien dem Kurfürsten seiner Reputation halber unmöglich. Neben einer Anzahl von Lakaien, Läufern, Heiducken, besonderen Köchen und Köchinnen für alle Arten Speisen, liefen am Hofe zu München allein 36 Kammerdiener zur persönlichen Bedienung des kurfürstlichen Paares und der Prinzen herum. Wälsche Sänger und Sängerinnen, französische Tänzer und Tänzerinnen verschlangen unmäßige Summen. In den kurfürstlichen Parks um München wurde zahlloses Wild gehegt, im Hofstalle über 1400 Pferde gefüttert. Die Ausgaben des Hof-Zahlamtes betrugen in dem einen Jahre 1720, als man den Plan zur "Schuldentilgung" faßte, über zwei Millionen Gulden. "Der Bauer ist wie ein Mehlsack," witzelten die Höflinge, "er staubt doch, wenn man darauf klopft."

Und ebenso "staubten" auch die Münchener; sie sahen zwar mit scheelen Augen auf die wälsche Wirthschaft, schimpften im Geheimen, aber - zahlten.

Erfreulich waren die Zeiten damals nicht in München.

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