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und viele andere brave Männer stellten sich an die Spitze. Bald zählte das Heer der Landesvertheidiger an 30,000 Mann. Aber es fehlte an einheitlicher Leitung, denn scheu hielten die oberen Stände zurück, und die Berufenen ließen die herzhaften gequälten Leute schmählich im Stich. Trotzdem schritt die Bewegung siegreich fort. Ortenburg, Burghausen, Braunau, dann Schärding, Cham und Vilshofen mußten kapituliren. Der österreichische Oberst Wendt wurde von den Insurgenten geschlagen. Eine Vermittlung, welche mehrere vom Adel versuchten, führte nur zu einem kurzen Waffenstillstand, aber die Verzögerung brach der Bewegung die Stoßkraft.

Die Greuelthaten, welche die österreichischen Panduren und Kroaten auf den Dörfern, Märkten und leider auch im Vereine mit deutschen Soldaten in den Städten verübten, waren haarsträubend.

Immer mächtiger schwollen die Wuth und der Zorn unter der Bevölkerung - und bis hinein in die abgelegenen Isarwinkel im bayerischen Hochlande drang der Ruf der Empörung. Die reckenhaften Oberlandler rotteten sich zusammen und gegen Weihnachten zogen sie - 3000 Mann stark - mit Sensen, Dreschflegeln und Hauen ausgerüstet (nur 500 hatten Gewehre) gegen München.

In der Stadt selbst hatte sich eine umfangreiche Verschwörung gebildet, deren Seele der Weinwirth Jäger*) und der Eisenhändler Senser waren. Aus der Studentenschaft, den Zünften, den Hofbediensteten heraus befanden sich Vertrauensmänner in jenem Rathe, und der gut ausgehegte Plan ging dahin, daß die - in der Stille schon längst bewaffneten Bürger - in der Christmette mit den unter den Mänteln versteckten Gewehren in die Kirchen kommen sollten. Zu gleicher Zeit sollten die Schaaren der

Bauern vor München in aller Stille eintreffen. Der Brauer vom weißen Brauhaus sollte ihnen das Kostthörl öffnen und sie einlassen. Sollte das vielleicht mißlingen, dann wollte man sofort den Straßenkampf beginnen, während die Oberlandler wider die Thore stürmten; auf diese Weise mußte die schwache Besatzung erliegen.

Der Plan wäre also sehr gut gewesen, wenn er nicht durch elende Verräther vereitelt worden wäre.

Von der Bewegung unter den Oberländer Bauern erhielten die Österreicher in München Bericht von dem Abte des Klosters Benediktbeuren; der größte Verräther aber war der Pfleger Ettlinger von Starnberg, der die ganze Verschwörung dem kommandirenden österreichischen General mittheilte.

Daraufhin wurden Jäger, sein Schwager Khidler, Senser und alle anderen Häupter der Münchener Liga verhaftet, in allen Häusern Durchsuchungen gehalten und die Waffen konfiszirt.

Als daher die Sendlinger Bauern vor München ankamen, da warteten sie vergebens auf die Erwiderung der verabredeten Zeichen.

In ihrer Mitte selbst war leider auch Uneinigkeit ausgebrochen und speziell die Tölzer hatten durch ihren Starrsinn den Kommandanten Maier, der früher als Hauptmann in der bayerischen Armee gedient hatte, dazu gebracht, daß er den Oberbefehl niederlegte. Somit war die Schaar eigentlich führerlos; wenigstens fehlte eine


*) "Der Weinwirth Jäger im Thal" heißt er gewöhnlich kurzweg; ob seine Weinstube im Thal oder in der Löwengrube sich befunden, ist historisch nicht bestimmt nachweisbar.

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