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München zu Beginn des 18. Jahrhunderts.

sich im Spätherbst 1705 das Gerücht verbreitete, der Kaiser beabsichtige, die Prinzen als Gefangene aus Bayern zu entführen. Der Druck am eigenen Leibe, der neue Befehl, daß in Bayern die Rekrutirung der kaiserlichen Regimenter zum Feldzug gegen Frankreich in Italien und gegen die Insurgenten in Ungarn durchgeführt werden solle, brachten die bisher dumpfwogende Verzweiflung zum sprühenden Ausbruch. Das allgemeine Unglück des Volkes wuchs mit demjenigen seines Herrscherhauses zusammen, und zum ersten Male rang sich ein bayerisches Volksbewußtsein zum Leben empor, als nun im November und Dezember die Bauern und Bürger des Ober- und Unterlandes zu den Waffen eilten, um sich des fremden Joches zu entledigen.

Und wenn es noch eines Beweises bedarf, wie sehr die alte Landesvertretung abgewirthschaftet hatte, so mag der Hinweis genügen, daß die privilegirten Stände auch jetzt die Verbindung mit der lebendigen Regung der Volksseele nicht zu finden vermochten, sondern sich, im Dämmerlichte der Zweideutigkeit verharrend, von den Insurgenten ängstlich fern hielten.

"Lieber bayerisch sterben, als in des Kaisers Unfug verderben!" wurde nun plötzlich das Stichwort in Niederbayern und von dem Walde rollte es sein Echo zurück in's Gebirge. Fünfhundert Bauern bei Neunburg und Rötz unter dem Pfarrer von Oberviechtach, Florian Müller, Edlen von Altammerthal, machten den Anfang. Ihr Beispiel zündete an der Schwarzach und Vils, am Inn, an der Isar und Donau. Die verborgenen Waffen wurden hervorgeholt, und wo solche fehlten, wurden die Handwerkszeuge zu Waffen. Frühere Offiziere, unter ihnen Gauthier und Maier, der Student Meindl, der Geschichtsschreiber Plinganser, der Münchener Weinwirth Jäger, der ehemalige Kürassierwachtmeister Hofmann

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