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Ein Festmahl vereinigte die Würdenträger der Kirche und der Stadt. Alle Unkosten des Festes bestritt Egyd Asam, den die Freude über die endliche Erfüllung seines heißesten Wunsches ganz glücklich machte und der nur darüber betrübt war, daß sein Bruder Cosmas diesen Tag nicht mehr erlebte.

Vom kulturhistorischen Standpunkte aus recht interessant ist auch die Gründung der heil. Dreifaltigkeitskirche in der Pfandhausstraße. Ihre Gründerin ist die seiner Zeit als "Seherin" und von Gott besonders begnadete, heiligmäßige Jungfrau Maria Anna Lindmayer. Sie erklärte die im Jahre 1704 erfolgte Besetzung Bayerns durch die Österreicher "für ein göttliches Strafgericht, das nur durch die Erbauung einer, der hl. Dreifaltigkeit geweihten Kirche abgewendet werden könne".

Forster erzählt über die Stifterin allen Ernstes: "Nachdem ihr schon im zarten Alter von 7 Jahren (!) die seligste Jungfrau erschienen war und sie zum Gebet aufgefordert hatte, weil Gott über diese Welt erzürnt, diese mit Krieg strafen wolle - drängten sich diese Gesichte immer mehr: bald sah sie Gott mit zürnendem Antlitz, bald das hochwürdigste Gut blutgefärbt, bald unter Kanonendonner feurige Kugeln, bald hörte sie Ruthenstreiche, als Zeichen des herannahenden göttlichen Strafgerichtes."

Als "Seherin" trat sie auch öffentlich auf und verkündete den Zorn Gottes. In Folge einer solchen öffentlichen Predigt kam es im Mai 1704 zu einem förmlichen Aufruhr und die Menge zeigte nicht übel Lust, die Prophetin durchzuprügeln. Das fürstbischöfliche Rathskollegium in Freising dachte ziemlich kühl über die Sache und die Kirchenbaupläne der Maria Anna Lindmayer, denn am 9. Februar 1705 erklärte es diese "Visionen und Mittheilungen" für "Einbildungen, Schwachheiten und Phantasie".

Die Schreckensherrschaft, welche die Österreicher nach ihrem Eindringen in Bayern begannen, ließ nun die zitternden Gemüter Hoffnung in der "Weissagung" der Anna Maria suchen. Nicht in der verfehlten Politik sah man die Ursache der traurigen Lage, sondern nur im Zürnen Gottes - und dieses Zürnen ließ sich ja nach der von Gott inspirirten Jungfrau einfach und rasch dadurch wenden, wenn man eine neue Kirche baute.

Eine eigene Deputation ging nach Freising, wo die Lindmayer sich damals aufhielt, um sie nach München zu holen. Dort erklärte sie: "Ich habe gute Hoffnung, daß uns nichts geschehen werde, wenn die ganze Gemeinde Gott das Gelübde machen wollte, zu Ehren der hl. Dreifaltigkeit eine Kirche zu bauen, denn ich hoffe, daß wir durch diese Allmacht von aller Gefahr errettet werden."

Die Gräfin Rechberg, welche diese Worte mit anhörte, führte die Lindmayer sofort zur Kurfürstin Theresia Kunigunde, und auch dieser erklärte sie, daß Alles abgewendet werde, wenn jenes Gelöbniß geschehe.

Die Kurfürstin scheint aber der Sache doch nicht getraut zu haben, denn sie zog es vor, sich nach Venedig zu flüchten; die Bürgerschaft jedoch war von der göttlichen Sendung des Mädchens so überzeugt, daß man einstimmig auf dem Rath-

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