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Die kgl. Hof- und Kollegiatstiftskirche zu St. Cajetan, oder wie sie im Volksmunde noch immer heißt: die Theatinerkirche, verdankt ihr Entstehen der Kurfürstin Henriette Adelaide (von Savoyen), der Gemahlin Ferdinand Marias.

Sieben Jahre war die Ehe des kurfürstlichen Paares kinderlos geblieben, "bis sie endlich unter Anrufung des heiligen Cajetan mit einem Sprossen (Max Emanuel) gesegnet wurde". Diesem Heiligen zu Ehren sollte nun ein neues, prachtvolles Gotteshaus erbaut werden. Der Hofarchitekt Augustin Barella wurde mit dem Entwurf der Pläne beauftragt und er nahm sich St. Peter in Rom zum Vorbilde. Der Bau dauerte zwölf Jahre und die Konsekrirung der Kirche fand am 12. Juni 1675 durch den Freisinger Weihbischof Joh. Casp. Kühner statt. Das Klostergebäude selbst war schon einige Jahre früher vollendet und bezogen worden. Die Theatinermönche erlangten namentlich bei Hof großen Einfluß als Beichtväter; ihre Kirche wurde zur Hofkirche ernannt und die unter dem Hochaltar befindliche Gruft zur dritten Fürstengruft erklärt.

Von den Bewohnern des Klosters muß hier insbesondere des P. Ferdinand v. Sterzinger gedacht werden, der mit seltenem Muthe in jener Zeit krassesten Aberglaubens und lächerlicher Hexenfurcht gegen die "Hexenverfolgungen" ankämpfte. Durch seine akademische Rede "von dem gemeinen Vorurtheil der wirkenden und thätigen Hexerei" erregte er im Jahre 1766 ungeheures Aussehen.

Der Orden der Theatiner wurde im Jahre 1802 aufgehoben. König Ludwig I. errichtete später ein besonderes "Hof- und Kollegiatstift", wodurch das alte Institut der "Hofkapläne" und "Hofpriester" wieder auflebte. Die Mitglieder dieses Stiftes versehen nunmehr den Gottesdienst in der Theatinerkirche. Das Klostergebäude aber dient heute dem Ministerium des Innern. - -

Noch eine andere interessante Kirche in der Münchner Altstadt verdankt ihr Entstehen einem Gelübde: die Johanneskirche in der Sendlingerstraße. Erbaut ist dieses künstlerisch bedeutsame und werthvolle Werk von dem Brüderpaare Cosmas und Egyd Asam. Ersterer gilt als der bedeutendste Maler der Barokzeit Münchens, Egyd war ein tüchtiger Bildhauer und - nach damaliger Sitte - Stukkateur. Diese beiden Künstler genossen in jenen Zeiten großen Ruf; von den bedeutendsten Klöstern Bayerns und Österreichs kamen ihnen Aufträge zu. Im Jahre 1729 hatten sie wieder eine große Lieferung von Kunstwerken für die Kirche zu Weltenburg und sie selbst begleiteten die Kisten, die auf ein Donaufloß geladen waren, an ihren Bestimmungsort. Ein furchtbares Ungewitter überfiel sie und das Floß war nahe daran zu scheitern; da gelobten sie in ihrer Herzensangst, dem hl. Johannes von Nepomuk in der Sendlingerstraße in München eine Kirche zu bauen, wenn er sie aus ihrer Bedrängniß errette.

Sie gelangten auch glücklich an das Ziel ihrer Fahrt - und nach München zurückgekehrt, gingen sie mit Feuereifer an die Ausführung ihres Gelübdes.

Die Sendlingerstraße wurde damals die "lutherische Straße" genannt, weil sie die einzige Hauptstraße Münchens war, die noch keine Kirche besaß. Egyd kaufte zwei

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