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um München nicht (auch mit der Renovirung Schleißheims war sie nicht zufrieden), so kaufte Ferdinand Maria die "Schwaige Kemnat" bei dem Dorfe Neuhausen für 10,000 fl. und es wurde sofort an den Bau eines ganz neuen Schlosses gegangen, das die Kurfürstin Nymphenburg taufte.*)

In der Münchener Residenz gab es damals, trotz der Noth des Landes, gar prächtige, kostspielige Feste.

Das Veranstalten von Komödien, wo die Mitglieder des Hofes und höchsten Adels selbst spielten, kam damals in Mode. So wurde im Sommer 1665 zur Feier der Geburt des Prinzen Amadeus (geb. 6. April 1665, gest. 11. Dezember 1665) in der Residenz ein Ballet aufgeführt "I trionfi di Baviera", in welchem Kurfürstin Adelaide selbst mittanzte. Ein Jahr später gab es wieder ein großes Ballet, worin die Kurfürstin, Prinz Maximilian und Prinzessin Marie Christine mitwirkten. Und wieder ein Jahr später gab es eine "musikalische Nachtfeier", bei welcher sogar der sechsjährige Kurprinz Max Emanuel eine Rolle spielte.

Unter der Regierung Ferdinand Marias ereignete sich in der Nacht vom 9. zum 10. April 1674 der furchtbare Brand der Residenz, welcher einen Schaden von vielen Millionen anrichtete.

Eine Hofdame hatte vergessen, vor dem Einschlafen das Licht auszulöschen, dieses entzündete später einen Vorhang und die Flammen griffen in furchtbarer Schnelligkeit um sich. Alles verlor den Kopf, nur die Kurfürstin nicht, die sich sehr energisch zeigte. Aus einem überaus weitschweifigen Berichte eines Augenzeugen, den Sekretär Maier mittheilt, sei folgende interessante Stelle herausgehoben: "Allein, leider fehlte jegliche Art der Hilfe! Denn obgleich von dem vorigen Kurfürsten Max I. mit großem Kostenaufwande die nöthigen Feuerlösch-Requisiten hergestellt und deren Bewährung und Erhaltung mit großer Sorgfalt überwacht wurde, obgleich die zweckmäßigsten Anordnungen und Vorsichtsmaßregeln für den allenfallsigen Eintritt eines solchen Unglücks getroffen waren, so zeigte sich, daß alle diese Anordnungen und Befehle gänzlich vernachlässigt worden waren. Es war in den Reservoirs der Gänge und auf den Dachböden nicht das geringste Wasser vorhanden, die Feuerlösch-Requisiten waren in der größten Unordnung und theils sogar unbrauchbar; ja es kam in die Bewohner der Residenz eine solche Verwirrung und Kopflosigkeit, daß man nicht einmal die Schlüssel zu den versperrten Residenzthoren finden konnte, sondern letztere einbrechen mußte, um den jungen Beauvau zur Vollziehung der erhaltenen Befehle hinauszulassen! Aber nicht genug an diesen Hindernissen, noch anderweitige Widerwärtigkeiten stellten sich jeder rechtzeitigen Hilfe entgegen! Der junge Marquis von Beauvau versuchte vor Allem die Öffnung der Stadtthore, welche jede Nacht geschlossen wurden, zu veranlassen, um namentlich aus der Vorstadt Au die Arbeiter und Tagelöhner, die dort in Menge


*) Näheres über dieses Schloß folgt im Abtheil: "Geschichte der Münchner Vororte".

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