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Trotz der größten Opfer und trotzdem die Münchner Einwohner wirklich ihr Letztes hergaben, war es doch nur möglich, 104,340 Gulden baares Geld und etwa 40,000 Gulden an Geschmeide etc. zusammenzubringen. - -

Über Gustav Adolfs Aufenthalt in München liegen verschiedene Berichte von Augenzeugen vor. Er soll an der Stadt und ihren Bauten sehr viel Gefallen gehabt haben, namentlich die neue Residenz entzückte ihn derart, daß er ausgerufen haben soll: es sei schade, daß er sie nicht auf Walzen nach Stockholm führen könne. - Er wohnte wiederholt katholischen Gottesdiensten in verschiedenen Kirchen bei, darunter auch in der Frauenkirche.

Sehr interessant ist der Bericht über seinen Besuch im Jesuitenkollegium. Die lateinische Ansprache des Rektors erwiderte er ebenfalls in fließendem Lateinisch.

Dann heißt es weiter:

"In der Kirche frug er nach den Gründern des majestätischen Gebäudes. Als er vernommen, daß Herzog Wilhelm der Stifter des Hauses und Tempels gewesen, und daß dieser an der Stelle, wo man sich eben befinde, begraben sei, war seine weitere Frage, wo das Mausoleum des Stifters zu sehen sei? Und als der Rektor dem Könige eröffnete, daß nach des Stifters Willen außer dem Bilde des Gekreuzigten ein weiteres Denkmal nicht errichtet worden, zollte Gustav Adolf dieser Demuth seine volle Bewunderung. Nach Beendigung des eben gehaltenen Gottesdienstes drängte sich eine Menge Volkes an die Schranken des Hochaltares. Der König wollte die Ursache dieses Gedränges wissen und erfuhr durch den Rektor, daß das Volk nach geendigtem Amte heranzukommen pflege, um die Besprengung mit dem Weihbrunnen zu empfangen.

Gustav Adolf beobachtete aufmerksam den Verlauf dieses Gebrauches und stellte sofort viele Fragen über den Sinn und Zweck des katholischen Ritus an den Rektor.

Alle diese Gespräche führte der König in lateinischer Sprache. Hierauf wendete er sich vom Hochaltare weg zu jenem des heiligen Ignaz, dem er in dem Augenblicke nahe kam, als der pontifizirende Priester bei der Wandlung eben die heilige Hostie erhob, so daß die gesammte, den König umgebende Menge, sich zu Boden werfend, dem heiligen Sakramente ihre Anbetung bezeugte, welches ingleichen auch von dem Rektor des Hauses geschah. Als sich dieser wieder erhoben, wurde er von dem Könige mit vielen Fragen zur Erklärung aller Einzelheiten aufgefordert, die der Monarch während der Feier des Meßopfers vor sich gehen sah. Auch ließ sich Gustav Adolf in eine ausführliche Diskussion über das heilige Sakrament des Altares ein. Darauf begann er, über das Opfer für die Verstorbenen zu reden und stellte die Frage: ob der Rektor auch ein solches für Tilly gehalten? Als dieser es verneinte, sagte der König: "Und wo glaubt Ihr wohl, daß er sich jetzt befinde?" - "Das steht nur Gott zu wissen zu," war des Rektors Antwort; "doch ich hoffe, er sei im Himmel, denn er war fromm im Leben und Gott sehr eifrig ergeben." "Er war," erwiderte der König, "ein Tyrann (fuit tyrannus)."

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