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Am 17. Mai Vormittags hielten die Schweden mit ihrem Könige an der Spitze den Einzug in München. Der durch Maximilian am weißen Berge bei Prag geschlagene ehemalige Böhmenkönig Friedrich von der Pfalz, der sogenannte Winterkönig, befand sich auch darunter; er trug einen ganz besonderen Groll gegen München und die Münchner im Herzen, denn ihre kampfgeübten Schaaren hatten ja eigentlich seinem jungen Königtume den Todesstreich versetzt.

Allerlei böse, düstere Anschläge führte er rachebrütend gegen die Stadt im Schilde, als er neben Gustav Adolf durch den Rathhausbogen einritt - nichts Geringeres, als die ganze Stadt mit Pulver in die Luft sprengen wollte er, sobald Gustav Adolf wieder abgezogen war; aber der schauerliche Anschlag wurde, noch wenige Stunden, bevor es zu spät war, entdeckt und durch Gustav Adolf selbst verhindert, der sein königliches Wort nicht verletzt wissen wollte, daß der Stadt kein Leid zugefügt werden dürfe. - -

Es waren böse Zeiten, die jetzt über München hereinbrachen. Die Schweden benahmen sich ganz nach Erobererart und drangsalirten die Bevölkerung nach Herzenslust. Beschwerden beim Könige hatten zwar Erfolg, und er ließ sogar mitten auf dem Marienplatze einen großen Galgen errichten und daran einige Soldaten hängen, die gestohlen oder sich gegen Frauen vergangen hatten - aber zum Schlusse konnte er doch nicht seine ganze Mannschaft hängen lassen.*) Er selbst nahm von den Kostbarkeiten der Residenz, was ihm gerade gefiel - und es gefiel ihm beinahe alles. In den Häusern der Bürger aber herrschte großer Jammer, denn die Herren vom Rath eilten von früh bis spät herum, um Baargeld und alle Kostbarkeiten zu sammeln; alles, was nur einigen Werth hatte, mußte hergegeben werden, um die ungeheure Summe von 300,000 Thalern aufzubringen. Aber, wie man voraussehen konnte, war es unmöglich, jetzt noch - nach der langen Zeit der Theuerungen, der vielen Opfer, die für den Kurfürsten und seine Armee gebracht worden waren, eine solche Summe aus der Stadt herauszupressen.


*) Die in den umliegenden Dörfern einquartirten schwedischen Schaaren stahlen dort Alles, was sie fanden, und brachten es dann nach München, wo sie einen förmlichen Trödelmarkt errichteten. In einer magistratischen Rechnung aus jenen Tagen heißt es da:

"Demnach in den Schwedischen Überfall allhie des Feindes Soldaten Alles, was sie umb die Stadt angetroffen, ausgeplündert und davongetragen, und daher auch bei gemeiner Stadt Zimmerstädeln viel eiserne Werk hinweg genommen, welches sie hernach hin und wieder verkauft; und weilen der Martin Dieth, Hammerschmid eine ziemliche Portion von denen Soldaten erhandelt, also hat man's ihm wieder gelöst, wie er's bekommen, als: 750 Wassernägel, 24 Pickel, 170 Deichbüchsen, 12 Wagenketten, 2 Sägen, 1 messingene Stampf zu 96 Pfund, etliche Gaisfüß, Schaufeln u. a. item ein kupfern Kessel, so in des Ländhüters Thurm herausgenommen worden, item eine Glocke, ein Tischl, 4 paar eiserne Bänder, ein eiserne Hebtatzen, eine Stange zum Schleifstein, 4 paar Wasserstiefel und mehreres."

Aus einem gleichzeitigen "Bericht und Urkhundt deß entstandenen Ubels und Unruehe in München im Jahre 1632", verfaßt von einem Augenzeugen und abgedruckt in Westenrieders Beiträgen Band 7, heißt es: "Aus ihrem Lager, welches zuerst auf den Schwabinger Ängern, und dann vor dem Neuhauser-Thore sich befand, brachten die Schweden alle möglichen Gegenstände in die Stadt zum Verkaufe, Tische, Stuhle, Bänke, Bretter und dergleichen; ferner eine Menge Rosse, Rinder, Schweine, Leinwand, Flachs und Garn, Weiberschleier, Höllhafen, zinnerne Schüsseln und Kandeln, Kupfergeschirr, gestohlene Kelche, Wachsstöcke und was sonsten zur Kirche gehörig, ganze Bauernwägen, die Schienen von Rädern, Schlösser und Thürbänder, Mäntel, Weiberröcke, Pelze, ganze Betten, welches alles um den geringsten Preis von der Stadt Inwohnern ist aufgekauft worden."

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