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(Nun folgt die Erzählung, wie er bei einem Einsiedler Unterkunft gefunden, der ihm am nächsten Morgen das nahe München gezeigt, und von Herzog Wilhelm erzählte):

... Sein Sohn Herzog Maximilian,
der jetzt regiert, sag ich Dir an,
der ist ein Fürst gar fromm und fein,
tapfer, thut auch kurzweilig sein ....

In der Stadt angekommen, wendet er sich um Auskunft an einen Bürger. Was der ihm erzählt, gibt er gereimt wieder:

Sprach: es ist ein schön katholische Stadt,
zwölf schöne Kirchen es drinnen hat.
So hat's der Thürm' insonderheit
zween, seind dick, groß, man sieht sie weit.
Nun ist aber ein Thurm darunter,
an dem kann Ainer sehen Wunder.
Den Meister soll man billig loben*)
rührt weder Erd' noch Himmel an,
thut dannoch unbeweglich stahn.
Sammt den zwölf Kirchen noch, dabei
sieht man auch fünf Klöster frei,
zwei Mönche-, drei Frauenklöster daneben,
Eines ist ganz verschlossen eben.
Die Kapuziner jetzt auch haben
ein Kloster da bei dem Stadtgraben;
Herzog Wilhelm hat's lassen bauen,
welches gar wohl ist zu schauen.
Er sagt mir auch da wohlbesunnen,
die Stadt hab' 36 Schöpfbrunnen,
welche da frei seind alle Tag,
davon Jedermann schöpfen mag.
Auch sieht man in der Stadt rinnen
Tag und Nacht 18 Rohrbrünnen.
Ein schöner Brunnen darunter, wißt,
aus allen andern der schönste ist;
zu oberst ein Ritter schön und jung
thut mit seinem Roß einen Sprung,
Aus seinem Helm springen gar hoch
17 Röhren, daß ainer mag zählen noch.
Herum auch die Heidengötter sitzen,
die alle Wasser von sich spritzen.
Aber in einer Summ' allein
Hat der Brunn' 152 Röhrelein.
Ihr Durchlaucht Herzog Ferdinand
Hat ihn machen lassen zu Hand.**)
Wir ließen diesen Brunnen stah'n

Und thäten in die Kirchen gah'n.
Da ward' ich meine Wunder sehen
der großen Mirakul, so da geschehen
bei Bischof Benno, den heiligen Mann,
den man da nit g'nug loben kann
täglich mit Beten und auch Singen.
Etlich Zentner Kerzen da brinnen
ein großes Gut tut da hin kommen
von Wachs und Geld auch in der Sommen,
davon man ihm hat bauen lassen
ein schön Palast über die Maßen.
Da steh'n große wächserne Bild,
auch große Herrn mit ihrem Schild.
In dieser Kirchen ist er blieben
Wohl etliche Jahr lang verschwiegen.
Jetzt ist es kommen an den Tag,
Was er für groß Wunder vermag.
Wir ließen diesen Heiligen stah'n
Und thäten weiter herumb gah'n.
Im Gehen sagt er mir auch dorten,
die Stadt München habe sieben Pforten,
erstlich vier große Hauptthor allein,
und dazu drei kleine Thürelein.
Zwei Ringmauern sind umb die Stadt,
zwischen denen es ein Zwinger hat,
darin man alle Jahr pflegt zu gah'n
in Frohnleichnams Prozession.
An den zwo Ringmauern thut man sehen
der Thürm' einhundert und achtzehen.
Auch ist diese Stadt rund umgeben
gar tief mit einem Wassergräben.
Ich sollt Dir sagen noch das Best,
Das Schloß heißt man die neue Vest.
Dieß ist viel schöner Zimmer voll,
Wie die ein Fürst auch haben soll.
So rinnet auch um dieses Schloß


*) Der Erkerthurm im "alten Hof".

**) Wohin dieser merkwürdige Brunnen gekommen ist, weiß man nicht; auch über seinen Standplatz ist nichts Genaues bekannt.

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