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seinen Dekreten warf er kurze Vorschläge, flüchtige Winke hin und forderte von den Ministern ihr Gutachten. Dies enthielt wieder neuen Stoff zu neuen Projekten, und so entwickelte sich ein organisches System. Tadel ertrug er eher als Schmeichelei. Ein Minister rieth ihm einst, er möchte jenen Rath entlassen, welcher ihn in einer Verordnung freimüthig getadelt hatte. Maximilian entgegnete: "Das sei ferne! Dadurch würde ich mich dieses Mahners berauben und dann Vieles nicht erfahren, was mir zu wissen ziemt." Er selbst las, prüfte und entschied, was dem ganzen Lande und dem niedrigsten Unterthan frommte. Er überschaute mit wachsamem Blicke alle Behörden und drang in die Tiefe der einzelnen Staatsbedürfnisse, indem er von Stadt zu Stadt, von Dorf zu Dorfe reiste und sich überall persönlich von den sozialen und gerichtlichen Zuständen überzeugte. Mit seinen Maximen ging er selbstständig vor; er nahm sich kein Muster der Vergangenheit und that keinen Schritt aus eitler Ruhmsucht. Das Regentenamt faßte er aus höherer Rücksicht auf, im steten Bewußtsein, daß er es einst vor dem ewigen Richter zu verantworten hat."

Gegen das über ganz Deutschland hereinbrechende doppelte Verhängniß des dreißigjährigen Krieges und der furchtbaren Pest war aber auch dieser starke Geist so gut wie machtlos. Immerhin aber war es noch gut, daß seine Hand auch nach Beendigung der Kriegswirren das Steuer führte, denn er vermochte noch zu retten und rasch zu bessern, was zu retten und zu bessern war.

Darüber, wie sich München zu Anfang von Maximilians Regierung dem fremden Besucher zeigte, besitzen wir ein hübsches Zeugniß in einem Gedichte, das ein damaliger Poet, Thomas Greill von Steinfeld Carinthium (Kärnthen), verfaßt hat. Datum trägt es keines, aber aus dem Inhalte ist ersichtlich, daß es zur Zeit des Kurfürsten Maximilian I. (also wahrscheinlich Ende der zwanziger Jahre des 17. Jahrhunderts) gedruckt worden ist. Es lautet:

Ein schöner Lobspruch und Beschreibung von der fürstlichen Hauptstadt München

gestellt durch Thomas Greill von Steinfeld Carinthium.

Als mancher im Land thut wandern
von einer Stadt zur andern,
ohngefähr kam ich ins Bayerland,
welches mir war gar unbekannt.
In dem war mancher dicker Wald
In ein'm ich mich verirret bald ....

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