Kinder, neununddreißig durch Zauberei umgebrachte Personen, zweiundsechszig Morde und zugleich fast alle oben angezeigten Laster ihrer Gesellschaft, sowohl gütlich als peinlich (d. h. auf der Folter) einbekannt."
Für das Verhältniß, das zwischen Hof und Bürgerschaft im 16. Jahrhundert herrschte, sind die sogenannten "offiziellen Schlittenfahrten" sehr bezeichnend, die damals alljährlich am Sonntag nach heil. drei Könige veranstaltet wurden. Die Fahrt ging durch die meisten Straßen der Stadt und an der Residenz vorbei, wo die herzogliche Familie die Huldigung der vorbeifahrenden Bürger und Edlen entgegennahm. An der Spitze des Zuges fuhren die Bürgermeister und der gesammte Rath.
Abends fanden sich dann alle Theilnehmer zu einem großen Mahle und "tiefen Trunk" in der "Bürger-Trinkstuben" am Marienplatz, wo es dann auch zum Schlusse ein Tänzchen gab. Es war dabei Sitte, daß die Herzoge zu diesem Schmause das Wildpret lieferten, und zu dem Tanze erschienen sie auch oft selbst mit Frau und Kindern und betheiligten sich an dem fröhlichen Treiben.
Die offiziellen Schlittenfahrten im XVI. Jahrhundert.
Mit der Zeit aber fanden Magistrat und Bürgerschaft der Stadt keinen rechten Gefallen mehr an diesen Schlittenfahrten und man wollte sie deßhalb ganz einstellen; aber dagegen verwahrten sich jetzt die Herzoge energisch, die diesen Umzug als eine ihnen alljährlich gebührende Huldigung anzusehen gelernt hatten.
Am 10. Januar 1592 kündigte der Magistrat Herzog Wilhelm V. kurz angebunden an, daß die Schlittenfahrten für alle Zeiten eingestellt werden. Aber prompt kam darauf der Befehl des Herzogs, "sie müssen morgen fahren". Sofort ging ein Protest des Magistrates ab, der sich vor Allem auf den sehr triftigen Grund stützte, daß noch gar kein Schnee gefallen sei, ferner, daß "mehre ihrer Hausfrauen schwangeren Leibes seien und daher das Fahren in Schlitten auf bloßem Pflaster gefährlich sei".