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In ernsten Berathungen mit den beiden Bürgermeistern von München, Peter Schluder und Balthasar Ridler, sowie seinem Geheimrath, Dr. Ulrich Ursinger, der als Domherr und Pfarrer bei St. Peter wirkte, war endlich Alles zum Besten geordnet, aber nun traten die beiden jüngeren Brüder, die Herzoge Christoph und Wolfgang auf und erklärten, sich diesen "ungerechten" Bestimmungen nicht fügen zu wollen, sondern Theilung des Landes oder zum Mindesten Mitherrschaft zu verlangen.

Natürlich waren diese Forderungen gleich von Drohungen begleitet. Eine große Schaar rauflustiger jüngerer Ritter stand auf Seite der beiden Herzoge und stachelte dieselben immer von Neuem gegen Albrecht auf. Der hielt aber fest und eisern an seinem einmal gefaßten Beschlusse. Da vereinten sich Christoph und Wolfgang und die ihnen anhängenden Ritter zu einem Bunde, genannt die Gesellschaft der Böckler des Einhorns Als oberster Feldherr trat Herzog Christoph, genannt der Kämpfer, an die Spitze, während zum Kriegshauptmann sein ergebener Freund, der Ritter Sebastian von Pflug, ernannt wurde.

An der Spitze starker Fähnlein standen die Ritter von Massenhausen, Gewolf von Degenberg, Hans der Fraunberger und Hans der Nußberger.

Während noch die Verbündeten mitten in ihren kriegerischen Vorbereitungen waren, hatte sich aber der energische Albrecht schon mit einer ansehnlichen Macht auf die Unvorbereiteten geworfen und sie völlig aufgerieben und zersprengt. Die Burgen einzelner Anführer wurden zerstört. Die jüngeren Herzoge strebten nun nach einer gütlichen Ausgleichung. Herzog Ludwig von Landshut wurde zum Schiedsrichter erwählt, und er entschied, daß Herzog Christoph nach einem Jahre zur Mitregentschaft zugelassen werden müsse. Albrecht unterwarf sich; aber in der Erkenntniß, daß der wilde, ungezügelte Sinn seines Bruders dem Lande nur Schaden bringen konnte, versuchte er es, durch diplomatische Mittel eine Änderung des Spruches herbeizuführen. Und es gelang!

Herzog Christoph überließ seinem Bruder die Alleinherrschaft auf vorläufig fünf Jahre gegen ein Jahrgeld von 3000 Gulden, Schenkung des Schlosses Paal und


erfanden gegen die Seuche ein Mittel, welches sie in gedruckten Zetteln an die anderen Städte sandten. Viele Tausende starben an der Seuche. Die damalige Medizin scheint machtlos gegen sie gewesen zu sein. Wie ein Chronist, der bekannte Johann Oldekog, berichtet, lehrten die Ärzte, man müsse rothe Rosen in Essig legen und damit die Kranken erquicken. Eine andere Kur schrieb vor, man müsse die Kranken in einem Gemache, da kein Licht und Wind ankäme, 24 Stunden ziemlich warm halten und vor dem Einschlafen zu bewahren suchen. Wenn ihnen dürstete, solle man sie mit lauwarmem Bier(!) laben und einen Schwamm, mit Essig angefeuchtet, ihnen vor die Nase halten. Erst wenn diese 24 Stunden verflossen, soll man ihnen wieder Nahrung geben. Über das eigentliche Wesen dieser sonderbaren Krankheit, von deren späterem Wiederauftreten man nichts gehört hat, hat Sicheres noch nicht festgestellt werden können. Daß man es indeß eher mit einer Ruhr oder Cholera zu thun hatte, wird durch die übereinstimmenden Berichte alter Chronisten wahrscheinlich, daß in jenem Jahre eine abnorm kalte, nasse Witterung geherrscht habe.

In München flohen alle reicheren Leute hinaus auf das Land; auch Herzog Johann eilte von München fort, um sich vor Ansteckung zu retten. Er bezog eine Wohnung in dem nach damaligen Begriffen weit abgelegenen Dorfe Haidhausen aber es war zu spät, die Krankheit hatte schon von ihm Besitz ergriffen, und am 18. Dezember 1463 starb er.

In ihrer Verzweiflung beschlossen die Münchener endlich eine große Procession nach dem heiligen Berge Andechs. Über 5000 Personen stark soll dieser "Bittgang" gewesen sein, und Alles zog, wie eine alte Chronik erzählt, "mit weinenden Augen, aber frohlockendem Herzen" auf den Berg. Die Seuche nahm von da an auch wirklich ab - und die Andechser Kirche gewann als Gnadenort hohen Ansehens im gläubigen Volke.

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