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Rittern und Volk von Ingolstadt her gegen München angerückt, und lagerten schon zwischen der Amper und der Würm unweit Fürstenfeld.

Die Münchener hatten von der ihnen so nahe drohenden Gefahr bis zum frühen Morgen des Donnerstages, 17. September 1422, gar keine Ahnung. Da erblickten die Thürmer plötzlich die Flammen der brennenden Dörfer Pasing, Germering, Gauting und Aubing und gaben das Feuerzeichen. Die erschrockenen Münchener sahen von den Wällen die Feuersäulen dieser Dörfer, welche die Feinde in Brand gesteckt hatten. Es ertönten nun in München die Sturmglocken und rasch erhob und sammelte sich die ganze Bürgerschaft und trat in Waffen, gepanzert und wohl gerüstet mit Lanzen, Schwertern, Armbrüsten und Pfeilen, in Fähnlein eingetheilt und unter Anführung tüchtiger Hauptleute; ihnen trug man vor die alten Banner der Stadt. Es erschienen zu Roß und mit ritterlicher Rüstung die edlen Geschlechter der Stadt, unter ihnen Lorenz Schrenk, Franz Dichtl, Hans Barth, Hans Pütrich, die Diener, Pötschner, Gießer, Ligsalz, Ridler, Hundertpfund und andere mehr, dazu noch viele ehrenfeste Ritter, voran Kaspar der Torrer von Eurasburg, und Bartholomä Stapfer von Wessobrunn, ein riesenmäßiger, verwegener Mann, in allen kriegerischen Händeln zu Hause, der geharnischt von rückwärts in den Sattel sprang, mit zwei Schwertern zugleich focht und dazu brüllte wie zwölf Stiere; ferner die Ritter Fritz von Wolfstein, Johann von Sedlitz, die Preising, Closner, Eglofsheim, Stein, Zangberg, Königseck, Villenbach, Helfenstein, Adelzhausen, Ahelfinger, Eberheim, Leutenbeck und Hohenrainer; ferner von Neumarkt der Pfalzgraf, die beiden jungen Fürsten Erzherzog Albrecht und Johann von Brandenburg, der Starnberger Pfleger Engelschalk und der Burgvogt von Grünwald. - Ihnen schlossen sich an die Bauern der nächstgelegenen Dörfer, dem Aufrufe der Herzoge freudig folgend, und die Flüchtlinge der von dem Feinde besetzten oder brennenden Ortschaften, bewaffnet mit Schwertern und Spießen, mit Morgensternen, Kolben und Picken.

An der Spitze der ganzen zahlreichen und mannhaften Heeresmacht standen die Herzoge Ernst und Wilhelm, und der junge Herzog Albrecht, Herzog Ernsts Sohn, ein damals sechsundzwanzigjähriger Jüngling, eben derselbe, der später durch seine Liebe zur unglücklichen Agnes Bernauer bekannt wurde; die Ritterschaft stand unter Anführung des oben genannten Kaspar dem Torrer von Eurasburg.

Am Samstag den 21. September früh Morgens um fünf Uhr hörten die Fürsten in der St. Lorenzer-Hofkirche die heilige Messe.

Unterdessen aber war Hans Wessenacker schon unmittelbar vor die Stadt gerückt, und gedachte das Angerthor zu überfallen und mit einem raschen Anprall einzunehmen. Aber seine Krieger wurden von den Münchener Bürgern mit einem Hagel von Geschossen von den Mauern herab empfangen; zu gleicher Zeit stürzten ihm die um ihr Panier geschaarten Geschlachtgewandtner (Tuchmacher) entgegen, die andern Zünfte stürmten mit ihren Schwertern und Helleparten ungestüm nach, so daß Wessenacker diesem gewaltigen Andrange keinen wirksamen Widerstand entgegensetzen konnte, und sich daher flüchtend auf das Hauptheer zurückzog.

Nun brachen auch die Münchener auf und folgten ihm auf dem Fuße nach; "Maria, reine Maid!" war das Feldgeschrei.

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