75

fürst Friedrich von Brandenburg. Bezeichnend für die damalige Zeit sind die Schmähbriefe, die sich die Fürsten einander zuschrieben, so daß wir uns nicht enthalten können, unseren Lesern Stellen hieraus zur Probe mitzutheilen:

"Du entrischer Mann," schrieb Ludwig an den Kurfürsten, "welchen der Kaiser unverdient zu einem Markgrafen gemacht."

"Du lügenhafter, schändlicher Mensch," antwortete der Kurfürst, "der Du Dich einen Grafen von Mortan nennst in einem Lande, wo Du Dich nicht mehr sehen lassen darfst, wie bist Du zu Deinen heiligen Bildern, zur französischen Krone, zu andern Schätzen gekommen?"

"Du hochgemachter, unetlicher Edelmann," erwiderte Ludwig, "Du lügenhafter Markgraf, Du schäbiger Hund, Du Glossirer der Lüge zur Wahrheit, der Ehre ist an Deinem ganzen Leib nicht so viel, daß man damit einen Bolz füttern könnte. Wollt ich englisch werden, ich wollte die Grafschaft Mortan bald wieder haben; aber es fällt mir sauerer als Dir, des Nutzens wegen zu den Feinden eines Wohlthäters überzutreten."

Am 4. Februar 1419 sagte der Kurfürst dem Herzoge Ludwig ab und nun begann der Krieg. Mit Anfang des Jahres 1420 loderte die Kriegsflamme in Bayern, dießseits und jenseits der Donau, in Schwaben, in Franken und in der Oberpfalz. Beide Theile wütheten brennend und raubend in den Gebieten des Gegners.

Nachdem nun am Anfange des Jahres 1421 Herzog Ludwig sich nach Bayern gewendet hatte, und in den Gerichten Kraiburg, Trostberg, Rosenheim, Traunstein, Erding, Neumarkt unzählige Dörfer und Ortschaften in Flammen aufgingen, erklärten am 10. April 1421 die Herzoge Ernst und Wilhelm den Krieg, in welchem leider auf beiden Seiten bayerische Fahnen wehten. Die Münchener zogen nach Bayerbrunn, welches Herzog Ludwig durch Kauf erworben hatte, nahmen es ein, und machten das Schloß dem Boden gleich; von da wendeten sie sich zu den Schlössern Nanhofen, Lichtenberg und Schwaben, welche gleichfalls dem Herzog Ludwig gehörten, eroberten und verbrannten sie. Herzog Heinrich von Landshut aber fiel in die schwäbischen Ortschaften Ludwigs ein, nahm sie gleichfalls ein und verbrannte sie, und erfüllte diese Gegenden mit schauderhaftem Gräuel der Verwüstung.

Dem Kaiser Sigmund gelang es zwar, einen Waffenstillstand herzustellen, der von Mondtag nach Kreuzeserhöhung bis Weihnachten 1421 dauerte: einen dauerhaften Frieden aber zu erreichen und den ungesättigten Haß der feindlichen Verwandten zu zähmen oder zu mäßigen, vermochte er nicht. Kaum war die Waffenstillstandsfrist abgelaufen, stand mit Anfang des Jahres 1422 wieder alles unter den Waffen. Selbst die fürchterlichen Verheerungen der Hussiten, welche über den bayerischen Wald her eingebrochen waren und ganz Bayern bedrohten, sowie die Bemühungen des Kaisers Sigmund, welcher von Nürnberg aus Boten an den Herzog Ludwig mit der Weisung sandte, die Fehden abzustellen und vereint mit ihm gegen die hussitischen Ketzer zu Felde zu ziehen, waren nicht im Stande, dem unheilvollen Grimme der Herzoge Einhalt zu thun.

Da beschlossen die Herzoge Ernst, Wilhelm und Heinrich, mit vereinten Kräften zusammen zu wirken, ihre Kriegsmacht auf die möglichste Höhe zu bringen,

Diese Funktion nutzt Cookies. Verwenden Sie Lesezeichen nur, wenn Sie mit dem Setzen von Cookies einverstanden sind!

Diese Funktion nutzt Cookies. Verwenden Sie die Suche nur, wenn Sie mit dem Setzen von Cookies einverstanden sind!

Gerne können Sie die Bilder dieses Buches für Ihre eigene Website verwenden. Wählen Sie unten die gewünschten Bilder aus und Sie bekommen qualitativ hochwertige Scans per E-Mail zugesendet. Alles kostenlos, aber mit der freundlichen Bitte um einen Backlink.

Diese Seite enthält keine Bilder!