seinem herrlichen Tempel die kostbarsten Schöpfungen der Künste und von den Gläubigen hochverehrte Reliquien und Heiligthümer.
Der Klosterrichter von Scheyern, eine edle Bayerseele, sah thränenden Blickes in seinem Geiste die lange Reihe der in dem Schyrenkloster bestatteten Ahnen des innigstgeliebten Fürstenhauses. Er wollte, wenn auch die gefahrvollsten Stürme hereinbrechen, die, wie er wußte, seit Jahren in den geweihten Räumen des Augustinerklosters verborgene "Kaiserleiche" vor raubgierigen Händen gesichert wissen. Er theilte seinem ihm gleichgesinnten Freunde, dem Provinziale des Ordens, in einem letzten Willen die geplante Absicht mit: Es solle ein Kreuz mit der eingeschnittenen Jahreszahl seines Todes gefertigt, und dasselbe der Kaiserleiche in die Hand gedrückt werden, auf daß hinfür alle Absichten vereitelt würden, wenn sie erkannt und entführt werden sollte. Und so geschah es. Der Klosterrichter starb, wie erwähnt, im Jahre 1712. Der kaiserliche Leichnam kam aus der fürstlichen Gruft an die Seite des Klosterrichters von Scheyern. Ich fand denselben unbekleidet, den Gekreuzigten umfassend."
Diese Leiche wurde nun von verschiedenen Gelehrten einer eingehenden Untersuchung unterzogen; Dr. Rüdinger, Professor der Anatomie an der Universität, sprach sich z. B. gegen die Identität derselben mit Ludwig dem Bayer aus.
Endlich setzte man den Leichnam in einer Separatgruft der Frauenkirche bei.
Wie tief Kaiser Ludwigs machtvolle Persönlichkeit in den Herzen seines Volkes saß, das beweist wohl am besten die Thatsache, daß man verschiedene außerordentliche Naturereignisse, die sich im Jahre 1348 ereigneten, alle mit dem Tode des Kaisers in Verbindung brachte. Ganz ernsthafte Chronisten berichten in diesem Sinne (Konrad von Meidenberg, der zeitgenössische Geschichtsschreiber Ludwigs, und noch 200 Jahre später auch Aventin). Das große Erdbeben "am Abende von Pauli Bekehrung", das 40 Tage lang anhielt und bei dem 26 Städte und Schlösser zu Grunde gingen, wurde als ein "allgemeines Entsetzen der Natur" über den Tod des Kaisers und eine "Ungnade Gottes" gedeutet. "Und es folgte darauf ein großes Sterben, so daß kaum der vierte Theil der Menschen mehr übrig blieb". Es war dies das erste Auftreten der Pest in Bayern und München, "der schwarze Tod" genannt. In ganz Bayern starb damals der siebente Theil der Bevölkerung.