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Nach diesem flüchtigen Überblick über die politischen Verhältnisse unter Ludwigs Regierung sei zur speziellen Geschichte des von ihm so sehr geliebten Münchener Gemeinwesens zurückgekehrt.

In die vorhin geschilderten Streitigkeiten der beiden Brüder war natürlich auch die Münchener Bürgerschaft mannigfach verstrickt worden. Die Zuneigung der Bevölkerung war immer mehr auf Seite des jüngeren Herzogs Ludwig, und an ihn wandte sich im Jahre 1313 auch der vorsichtige Rath der Stadt, in Befürchtung durch irgend welche Kriegsereignisse zwischen den Brüdern etwas von seinen Freiheiten zu verlieren, mit der Bitte um Ausstellung eines neuen Briefes, worin alle früheren Freiheiten und Begünstigungen feierlich erneuert würden. Ludwig erfüllte diese Bitte sogleich.

Die Zwistigkeiten zwischen den Brüdern dauerten fort - es gab ununterbrochen "Spähne" und Reibereien. Rudolf versuchte des Öfteren, die wehrhaften Münchener gegen seinen Bruder aufzuhetzen, aber er brachte nur recht Wenige zu solchen Unternehmungen auf.

Als der gekrönte Ludwig endlich nach der Niedermachung seiner Gegner, auf deren Seite auch Rudolf gestanden, im Jahre 1315 seinen Einzug in München hielt,*) da war er schon sehr gut davon unterrichtet, wer von den Münchnern wider ihn gewesen - und die Häuser dieser Gegner ließ er denn auch strafweise niederreißen.

Falkenstein erzählt in seiner "Bayerischen Geschichte": "Der Bürgerschaft von München, die es während dieser Unruhen beständig mit ihm gehalten, erwies er sonderbare Gnade. Er bestätigte ihr die alten Privilegien und fügte noch neue darzu, die Stadt selber erweiterte er um ein Ziemliches. Vormals war sie in ihrem Umkreis nur so groß, als bis zu dem schönen Thurm, Raththurm, blau Ententhurm, allwo das herumlaufend Wasser der alte Stadtgraben gewesen ist. Er hat sie aber mit allen den Gassen, so außerhalb der erzählten vier Thürme liegen, und also um mehr als den halben Theil vergrößert. Den großen Hauptmarkt allda hat er säubern und einen gewissen Bezirk auszeichnen lassen, auf welchem zu Erhaltung der Größe des Marktes Niemand ein neues Gebäude anlegen durfte. Er hat sich der Stadt München Tutorem per universum Imperium erkläret, und den Stadtzoll um ein Merkliches gemildert. Den Bürgern gab er die Versicherung, daß er, ohne ihr Wissen keinen Frieden noch Bedingnuß mit seinem Bruder schließen wolle. Die Juden, die ihre in vorigen Zeiten erlangte Freyheiten gar sehr mißbrauchet hatten, wurden ziemlich eingeschränkt, und ihnen Gesetze vorgeschrieben, nach welchen sie leben und ihren Handel und Wandel einrichten sollten. Damit auch weiter an Pracht und der künftigen Aufnahme dieser Stadt nichts ermangeln möchte, so nahm der Kaiser Ludwig seine ordentliche Wohnung darin, und war also der Erste, welcher eine beständige Residenz daselbst errichtete, da sich sonst die Kaiser nicht immerzu an einem Orte aufhielten, sondern bald hier, bald dort anzutreffen waren. Dies alles geschah noch im Jahre 1315."

München war somit die erste ständige kaiserliche Residenzstadt im deutschen Reiche geworden; was das zu bedeuten hatte, namentlich für so ein junges Gemeinwesen, ist leicht begreiflich.


*) Rudolf hatte sich vor ihm nach Wolfratshausen zurückgezogen; er starb nicht lange danach, wodurch die Herrschaft über ganz Bayern und die Pfalz an Ludwig fiel.

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