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Dieses Schriftstück, in furchtbar heftigen Ausdrücken abgefaßt, stammt jedenfalls auch von den Minoriten, und Vieles darin erinnert in seiner urwüchsigen Grobheit an die Sprache, die Meister Martinus später gegen Rom gebrauchte. Es heißt da z. B. vom Papste: "Das ist jener Lügenprophet in der geheimen Offenbarung, der auf einem rothen Pferde sitzt und ausgeritten ist, um den Frieden von der Welt hinweg zu nehmen." Weiter hieß es dann: "Dieser Mann profanirt das christliche Priesterthum durch Erregung von Empörungen gegen unsere kaiserliche Macht, durch Morde allenthalben. Und eben deßwegen haben wir jetzt die Pflicht, zur Aufrechthaltung des evangelischen Friedens diesen mystischen Antichristen, der sich Papst nennt, nöthigenfalls, wenn er seine Wuth weiter treiben sollte, zu vernichten. . ."

Im Jahre 1334 starb Papst Johann XXII., aber sein Nachfolger, Benedict XII., stellte sich nicht freundlicher zu Ludwig, obwohl dieser, um den ewigen Hader von der Christenheit zu nehmen, sich demüthig als Sohn der Kirche bekannte und den neuen Papst versöhnlich zu stimmen versuchte.

Was wogen aber da alle seine wahrhaft christlichen Tugenden, was sein tadelloser Lebenswandel, seine zahlreichen Klostergründungen, seine warme Fürsorge für den niederen Klerus - der Papst wollte auch den Fürsten der Deutschen als demüthigen Knecht zu seinen Füßen sehen.

Aber dieses Ansinnen zerschellte an Ludwigs eiserner Stirn - und das ist eines seiner unsterblichen Verdienste.

Benedict übertraf seinen Vorgänger in der Furchtbarkeit der Bannflüche noch um ein Bedeutendes. Nur ein kleiner Auszug aus dem letzten Bannfluche dieses Papstes gegen Ludwig mag genügen: " . . . . . die Erde soll sich öffnen und ihn lebendig verschlingen. Es schlage ihn der Herr mit Unsinn und Blindheit. Der Himmel schicke über ihn seine Blitze. In einer einzigen Generation soll sein Name vertilgt sein und sein Andenken von der Erde verschwinden; alle Elemente sollen ihm feindlich sein, seine Wohnung werde verwüstet und seine Söhne sollen aus ihren Wohnungen geworfen werden und sich in den sie verderbenden Händen ihrer Feinde schauen."

Dieses furchtbare Schriftstück mit seinem grimmen Haß und seiner ganzen unchristlichen Verfolgungswuth, das von christlicher Liebe wahrhaftig keine Spur zeigt, war der letzte Schlag des Papstes gegen Kaiser Ludwig. Unbeirrt davon lebte und wirkte er weiter, seinem Reiche zum Heile und seiner Residenzstadt München zum Segen.

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