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ganz klar. Ob der stolze Welfe wirklich danach gestrebt, die deutsche Kaiserkrone an sich zu reißen, oder ob er nur aus Besorgniß für das Wohl seiner eigenen Länder sich weigerte, dem Kaiser Heeresfolge in seinen Fahrten über die Alpen zu leisten, das mag unentschieden bleiben; dadurch aber, daß er Barbarossa in einer persönlichen Zusammenkunft in Partenkirchen (andere behaupten in Chiavenna) schroff abwies, als dieser endlich gar kniefällig seine kriegerische Hilfe erbat, hatte er sich seinen früheren Freund und Gönner zum erbittertsten Feinde gemacht.

Das, was Heinrich der Löwe vielleicht erwartet - die Niederschmetterung Friedrichs in Italien - trat nicht ein; der Kaiser versöhnte sich vielmehr rasch mit seinen Feinden und eilte zurück, um den abtrünnigen Herzog zu züchtigen.

Auf dem Reichstage zu Regensburg (Sonnwendtag 1180), wohin Heinrich der Löwe trotz dreimaliger Vorladung wieder nicht kam, wurde Otto von Wittelsbach mit dem Herzogthume Bayern beschenkt - nicht belehnt, wie die früheren Herzoge, sondern es wurde ihm als vererbliches Eigen gegeben.

Auf diesem Reichstage nun trat auch der damalige Bischof Adelbert von Freisingen auf, erhob wieder Klage "wegen Zerstörung der Brücke und des Marktes von Veringen durch "Heinrich von Bruneswic" (Braunschweig), vormals Herzog von Bayern, der Beides nach der Villa Munichen verlegt (et illud in villam Munichen transtulerit)". Er verlangt nun die Wiedereinsetzung in die alten Rechte und Zerstörung des Zolles und der Brücke von Munichen.

Die Originalurkunde, wonach dem Begehren des Bischofs nunmehr stattgegeben wurde, ist datirt: "Regensburg, 13. Juli 1180" und wird ebenfalls im kgl. Reichsarchive aufbewahrt.

Wie aus damaligen Chroniken ersichtlich, wurde nun wirklich "München zerstört und Föhringen wieder aufgerichtet".*)

Manche spätere Geschichtsschreiber haben das Wort destruitur nun wohl gar zu wörtlich aufgefaßt und erzählen von einer gänzlichen Zerstörung der jungen Stadt. Dem ist aber wohl nicht so gewesen; denn zerstört wurde nur die Brücke, die zu Föhring wieder neu erstand, und die Zollstatt mit der Salzniederlage.

Während der 23 Jahre, da Munichen Stadt geworden, waren ja viele Häuser und Kapellen erstanden, die man nicht so ohne Weiteres zerstören konnte. Zudem standen die Einwohner nicht unter der Herrschaft des Freisinger Bischofs; ihn ging in diesem Falle eben nur Zoll und Brücke an.

Der Zerstörung der Brücke ist jedenfalls ein rascher Neubau gefolgt, und - wie schon vorhin erwähnt - blieben auch Zoll und Münze in München.**)


*) Das Chronicon Scheftlariense oder die Annales Scheftlarienses berichten über dies Faktum ganz kurz: "Munichen destruitur Feringen reedificatur." (Quellen und Erörterungen, I. Band p. 377.)

**) Aus jener Zeit sind übrigens vielfach Dokumente vorhanden, welche zeigen, daß die neue Stadt schon ziemlich bevölkert war. So machen Schriften des Klosters Scheftlarn (z. B. der Scheftlarner Codex Traditionum) viele Bewohner Münchens namhaft, darunter Münzmeister (monetarii), Zöllner (thelonarii), Fischer (piscator), Kürschner (pellifex). Engelschalcus monetarius und Wernherus monetarius werden in einer Streitsache als Zeugen im Jahre 1168 angeführt. Ferner wird angeführt ein Hamrich judex de Munichen und Heribert Decanus de Munichen. In den Jahren 1183-1200 wird sogar schon von der Münchener Kaufmannschaft, mercatores de Munichen, gesprochen.

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