Über die strittige Frage, welches Jahr man als als Gründungsjahr Münchens bezeichnen muß, hat die historische Klasse der königl. bayerischen Akademie der Wissenschaften einen Entscheid gegeben, als man im Jahre 1857 sich rüstete, die Säkularfeier der Gründung Münchens zu begehen. Das vorbereitende Comité wandte sich damals an jene Körperschaft und erhielt nun folgendes Schriftstück:
"Das Jahr 1158, 14. Junius, steht als das erste sichere, urkundliche Datum und Vorkommen des Ortes München fest; wogegen sich Jahr und Tag der Gewaltthat Heinrichs des Löwen mit Gewißheit nicht eruiren lassen.
In besagter Urkunde Kaiser Friedrichs I., deren chronologische Noten, sowie
Standbild Heinrichs
des Löwen
am alten Rathhause zu
München.
die ganze Fassung des Diplomes über allen Zweifel feststehen, muß die Brücke, der Markt und die Münze, welche von Veringen (Föhring) hinweg nach München verlegt worden, als am letzteren Orte durch kaiserliche Entscheidung 22 Jahre zu Recht bestehend betrachtet werden.
Durch obige drei Momente: Brücke, Markt, Münze, ist in dem Zeitraum von mehr als zwei Decennien Münchens Wachsthum vorgeschritten.
Aus diesen Gründen sei die Jubiläumsfeier auf den 14. Junius des Jahres 1858 mit Recht zu verlegen. Nur könne von einer förmlichen und durchaus neuen Gründung nicht die Rede sein, da dasselbe bereits zur Zeit Heinrichs des Löwen Gewaltthat (entweder nach dem 18. September 1156 oder im Jahre 1157) als villa Munichen, und muthmaßlich lange vorher bestanden habe."
Soweit das damalige Gutachten der Akademie der Wissenschaften.
Was aber nun die Geschichte Münchens in den ersten zwanzig Jahren nach seiner Erhebung zur Stadt anbelangt, so stehen auch da nur sehr dürftige Nachrichten zu Gebote.
Markt, Münze und Zoll brachten natürlicher Weise viele neue Einwohner, aber die neue Stadt erhielt erst gegen das Jahr 1175 durch Herzog Heinrich eine regelrechte Ummauerung an Stelle der früheren nothdürftigen Verschanzungen - und von diesem Jahre an gebrauchen auch die Chronisten erst für München die Bezeichnung Stadt.
Heinrich der Löwe war - das bezeugen uns die Dokumente des Klosters Scheftlarn - sehr thätig, um die neue Stadt zu heben und zu fördern; er errichtete 1172 sogar ein ständiges Hoflager in der neuen Ansiedelung. Am meisten zum Aufblühen des jungen Gemeinwesens trug wohl seine Verordnung bei, daß die Einwohner dem ländlichen Grafenbanne entrückt und unter einen von dem Herzoge ernannten eigenen Stadtrichter gestellt wurden.
Der eigenen Gerichtsbarkeit folgte alsbald die Bildung einer eigenen Pfarrgemeinde.
Die innige Freundschaft, die den Löwen mit Friedrich Barbarossa verband, verwandelte sich allgemach in das Gegentheil. Die wahren Beweggründe liegen nicht so