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betrug. Der im März 1869 gegründete Handelsverein machte sich zur Aufgabe (siehe Jahresberichte des Münchner Handelsvereins):

1. die Vertretung der Handelsinteressen der Stadt überall da zu wahren, wo es erforderlich scheinen sollte, daß er Hemmnisse und Mißbräuche im Verkehr beseitigen helfe, und daß er

2. die Börse erhalte und die Börsenordnung handhabe.

Neben diesen hauptsächlichen Aufgaben sollte der Verein bereit sein, Gutachten kaufmännischer Art abzugeben, Schiedsgerichte zu bilden und Platzüsancen für den Handel zu schaffen.

In der That ist es gelungen, die angedeuteten Aufgaben zu erfüllen. Es war dem Verein beschieden, eine außerordentlich umfangreiche, Dank der Unterstützung durch die Staatsbehörden, meistens von Erfolg begleitete Thätigkeit zu entwickeln. Der Börse ist es nach einem vorübergehenden, durch die Ereignisse des Jahres 1870 eingetretenen, starken Rückschlag gelungen, zu der erhofften Bedeutung zu gelangen. Sie hat insbesondere die ihr von Natur aus zugewiesene Aufgabe, "der Hauptmarkt für bayerische Papiere zu werden", vollkommen erfüllt. Während zur Zeit der Gründung des Vereins die Börse zu Frankfurt a. M. für bayerische Staatspapiere tonangebend war, ist dies heute München, so daß bei der Emission solcher Werthe in erster Reihe mit der Münchner Börse gerechnet werden muß. Der Mithilfe dieser ist es weiter nicht unwesentlich zu danken, daß die Anlage von Pfandbriefen eine so große Ausdehnung nehmen und daß damit eine Konsolidirung der Hypothekschulden bewirkt werden konnte, welche man fälschlicher Weise als eine seit einigen Jahrzehnten eingetretene Verschuldung des Grundbesitzes hinzustellen beliebt.

Ebenso hat die bayerische Industrie - wir verweisen auf die Brauereien - alle Ursache, mit den Verhältnissen zufrieden zu sein; denn die Notirung der Aktien hat es mit ermöglicht, daß in zahlreichen Fällen, in welchen aus verschiedenen Ursachen ein Unternehmen für einen Besitzer nicht mehr geeignet erschien, durch die Vereinigung von Kapitalien hoffnungsvolle Unternehmen erhalten blieben und neue geschaffen wurden. Wenn auch hier wie bei allen menschlichen Einrichtungen Mißerfolge zu verzeichnen sind, so fallen dieselben nicht allzu schwer in die Wagschale.

Es muß auch gesagt werden, daß die vor einigen Jahren ins Leben getretene Börsengesetzgebung und Börsenbesteuerung, welche ihre unheilvollen Wirkungen an allen deutschen Börsen übt, selbstverständlich auch in München der Verkehrsentwicklung einen Hemmschuh legte, indem das sogenannte Zeitgeschäft vollständig lahmgelegt wurde. Die kleineren Geschäfte sind hiervon am meisten betroffen, und es ist traurig zu sehen, wie vermöge gesetzgeberischer Maßnahmen das Großkapital, welches in den Banken ihre hervorragendsten Vertreter hat, die kleineren Existenzen nach und nach ganz verschlingt.

Die Münchner Börse pflegt jetzt fast ausschließlich das Cassageschäft und die Umsätze hierin steigen von Jahr zu Jahr, je mehr der Reichthum der Stadt und des Landes zunimmt.

Wie groß die Aufnahmsfähigkeit der Münchner Börse geworden ist, mag den folgenden Zahlen entnommen werden. Es kamen dort zur Einführung:

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