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Aber nicht nur die Brauereien zeigen mit dem Wachsen der Stadt und dem Aufschwung des Eisenbahnbetriebes und aller Verkehrsmöglichkeiten so riesige Ziffern und Zahlen. Nun freilich, den Menschen von heute verblüfft nicht so leicht die Größe eines Betriebes - da sind wir von Amerika nachgerade an gigantische Verhältnisse und riesenhafte Zahlen gewöhnt worden.

Die Größenverhältnisse an sich allein sind es also heute nicht mehr, auf welche bei Beschreibung moderner Riesenbetriebe der Schwerpunkt gelegt werden muß; etwas Anderes ist es, das die Deutschen so ziemlich vor allen anderen Völkern voraushaben: das Organisationstalent, die Disziplin, Ordnung und Pünktlichkeit, mit der die Räder und Rädchen ineinandergreifen, die Pflichttreue und Hingebung mit der Jeder und Jede, vom obersten Leiter an bis herab zum letzten Taglöhner, auf dem Posten steht.

Von den großen Musterbetrieben, die im letzten Viertel des vorigen Jahrhunderts entstanden sind, können - gleichwie bei den Brauereien - auch nur einzelne zur näheren Betrachtung heraus gehoben werden. Eine erschöpfende Geschichte der Münchner Großindustrie zu schreiben, dazu mangelt es hier an Raum. Vor Allem muß eines Unternehmens hier gedacht werden, das als typisch für den Aufschwung gelten kann, den Münchens Großhandel und Gewerbe in den allerletzten Jahren genommen.

Kathreiner-Haus in der Burgstraße.

Es ist dies die Firma Franz Kathreiners Nachfolger G. m. b. H., das bedeutendste Kolonialwaaren-Geschäft nicht nur in nicht oder Bayern, sondern angesichts der Vielgestaltigkeit des Betriebes ohne Zweifel in ganz Deutschland. Es war im Jahre 1870, als der Kaufmann Emil Wilhelm in der stillen Burgstraße, wo früher die kampfesfrohen bayerischen Herzoge mit ihren Rittern und Mannen waffenklirrend in den "alten Hof" zogen, ein kleines Spezereigeschäft erwarb. Das Haus führt die Nummer 17, und aus den alten niederen Räumen des Erdgeschosses heraus hat sich das heutige Riesenunternehmen entwickelt, das auf einer Fläche von über fünf Tagwerk eine kleine Industriestadt für sich darstellt. Franz Kathreiner, so hieß der frühere Besitzer des kleinen Ladens in der Burgstraße, und als im Jahre 1876 der Freund Emil Wilhelms, Adolf Brougier, als Theilhaber ein trat, führten die neuen Besitzer die Firma unter dem Namen Franz Kathreiners Nachfolger weiter.

Die beiden Kompagnons kauften alsbald das benachbarte Anwesen "zum Zengerbräu" und verlegten dorthin den gesammten Geschäftsbetrieb. Ein Jahrzehnt verstrich und Dank der zielbewußten Leitung hatte das Geschäft einen solchen Aufschwung

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