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Noch ist kein halbes Jahrhundert verflossen, seit der Historiker Löher jene prophetischen Worte gesprochen (1858) und jener "große, mächtige Handels- und Industriesitz" ist denn auch wirklich in München erstanden.

Über die Anfänge des Handels in München selbst künden uns alte Dokumente recht wenig. Die Kaufherren, die sich in der jungen Stadt ansiedelten, scheinen aber sehr bald eine ansehnliche Korporation gebildet zu haben, denn in Schriften des Klosters Schäftlarn aus den Jahren 1183-1200 wird schon von der "Münchner Kaufmannschaft" (mercatores de munichen) gesprochen.

Was Ludwig der Bayer für die Münchner Kaufmannschaft gethan, wie er sie mit Freibriefen, Verbürgungen aller Art, Handelserleichterungen zu Wasser und zu Lande ausgestattet, darüber wurde im Kapitel über die Zeit Kaiser Ludwigs schon eingehend berichtet.

Wenn sich nun auch der Handel schon vermöge der geographisch so überaus günstigen Lage Münchens im Mittelalter sehr schön entwickelte, so brachte es die Stadt doch in industrieller Beziehung - trotz vielfacher Bemühungen der Herzoge und später der Kurfürsten - nie zu irgend einer Bedeutung. Das war erst den letzten Jahrzehnten des neunzehnten Jahrhunderts vorbehalten.

Der einzige Industriezweig, der im alten München von Bedeutung gewesen, war die Lodenfabrikation. Man zählte im Jahre 1661 nicht weniger als 514 Meister.

Vor Beginn des unglückseligen dreißigjährigen Krieges zeigten sich überhaupt Gewerbe und Industrie im schönsten Aufschwung. So weist das Jahr 1618 im Ganzen 1771 bürgerliche Gewerbe auf; wie viele davon in den Wirren des Krieges ganz eingingen, haben wir in einer früheren Statistik schon gesehen. Zweihundert Jahre später war die Zahl vom Jahre 1618 noch immer nicht erreicht, denn 1802 zeigt ein offizieller Ausweis erst 1397, also noch immer um 374 weniger.

Für die Bemühungen der Fürsten, größere Fabrik-Etablissements zu errichten, überhaupt der Industrie einen Zug in's Große zu geben, hatte man in München früher herzlich wenig Verständniß. Max Emanuel z. B. hatte in Brüssel verschiedene Fabriksunternehmungen gesehen, und als er aus seiner Verbannung wieder nach München zurückgekehrt war, da versuchte er Ähnliches auch hier zu gründen.

Er erbaute an der Lilienstraße ein sogenanntes "Industriehaus". Es enthielt Schönfärberei, Tuchpressen, Tuchscheererei, Tuchwalken, Webereien, Spinnereien etc. Viele Arme erhielten dadurch willkommenen Verdienst, aber das Unternehmen selbst gedieh nicht. Das Gebäude wurde nach und nach leer von Arbeitern - ein Arbeitssaal nach dem andern verödete. Maximilian III. errichtete dann eine Tuchfabrik in dem Hause, aber mit gleichem Mißerfolge. Dann versuchte man es mit der Zeugfabrikation, bis Graf Rumford das Ganze zu einem "Militär-Arbeitshaus" und Monturmagazin umschuf. Die Bürgerschaft von München beschwerte sich aber ob der damit geschaffenen Konkurrenz, und so wurde das Arbeitshaus 1799 wieder geschlossen. Kommerzienrath Brügelmann erwarb es dann 1802 und machte das "Armen-Instituts-Spinnhaus" daraus, das lange bestand.

Eine einzige Unternehmung aus dem achtzehnten Jahrhundert hat sich bis in unsere Tage erhalten: Die Porzellanfabrik in Nymphenburg. Gegründet wurde

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