Die sozialdemokratische Partei hat ihre Vertretung in der "Münchner Post", die sich aus kleinen Anfängen heraus zu einem der bedeutendsten süddeutschen Sozialistenblätter entwickelt hat. Welcher Weg ist auch hier im Laufe weniger Jahrzehnte zurückgelegt worden, seit der "Fränkische Jurist Wirth" in seiner "Tribüne" die ersten "Keimgedanken des Sozialismus verkündete".
Die im Jahre 1886 gegründete "Münchener Post" hat nun im Jahre 1901 ihre eigene Druckerei errichtet, die an modernen Maschinen und Einrichtungen den anderen großen Tagesblättern Münchens in nichts nachsteht.
Wenn nun auch der Verbreitungskreis der Münchner politischen Tagesblätter mit Ausnahme der "Allgemeinen Zeitung" sich hauptsächlich auf Bayern beschränkt, so haben dagegen die neueren politisch-satyrischen Witzblätter, wie die "Jugend" und der "Simplicissimus" ganz Deutschland erobert und beeinflußt.
Ansätze zu solchen Unternehmungen findet man schon in der Mitte des vorigen Jahrhunderts. Neben den politischen "Fliegenden" gab es da z. B. ein politisches "Humoristisches Originalblatt", den "Münchener Punsch", herausgegeben von M. E. Schleich. Er bot neben politischer Satyre auch noch zahlreiche Kunst- und Theaternachrichten; zu einer größeren Bedeutung vermochte es das Blatt aber nicht zu bringen, dazu waren schon die darin enthaltenen Bilder viel zu minderwerthig.
Das letzte Jahrzehnt des neunzehnten Jahrhunderts brachte erst den großartigen Aufschwung der Illustrationstechnik. Und das Verdienst, diese wunderbare Blüthe der zeichnerischen Künste hervorgerufen zu haben, gebührt in allererster Linie der "Jugend" und ihrem kunstbegeisterten Gründer Dr. Georg Hirth.
Die Stagnation im Illustrationswesen der deutschen Zeitschriften war zu Beginn der neunziger Jahre geradezu unerträglich geworden.*) Die künstlerische Ausstattung der illustrirten Familienblätter zeigte eine entsetzliche Geistesöde. Die "Fliegenden Blätter" thaten auch nichts dazu, daß ein frischer Zug in die Sache kam, denn sie hatten ihren Kreis von Künstlern und in diese exclusive Gesellschaft konnte nur sehr schwer einmal eine neue Kraft Aufnahme finden. Zudem gingen sie von der seit Gründung des Blattes
*) Sehr interessant ist da, was Dr. Hirth über die damaligen Kunstzustände vor Gründung des Blattes erzählt: "- - Überhaupt sollte man in der Kunststadt München darauf halten, daß alle mit der Pflege der Kunst betrauten Personen - auch die Referenten und Beamten eines noch zu schaffenden Kunstministeriums - mit der erforderlichen Begabung und dem ausgebreiteten Wissen ausgestattet seien, um den hier massenhaft aus dem Boden wachsenden praktischen Aufgaben nicht blos vorgefaßte Meinungen und einseitige Rezepte, sondern tieferes Verständniß für das Künstlerische an sich, auch ganz unabhängig von irgend einem "Stil", entgegenbringen zu können. Heute existiren solcher Personen hier sehr wenige, und