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Die junge Akademie der Wissenschaften war es, die im Jahre 1765 ein neues Blatt in's Leben rief, das "Intelligenz- oder Commerzien-Communikationsblatt der Churbaierischen Lande, mit Churfürstlichen gnädigsten Privilegio, München, gedruckt bei Joh. Friedr. Ott, Churfürstlicher akademischer Buchdrucker und zu haben bei Franz Lorenz Richter, akademischer Bücherverlags-Inspector".

Eine Zeitung in unserem Sinne war das nun freilich auch nicht. Es wurden darin hauptsächlich die amtlichen Edikte, Verordnungen, Verkaufs- und Pachtanzeigen veröffentlicht, ferner "nützliche Bücher" empfohlen, aber andererseits auch - - "Sympathiemittel" angepriesen. Nach mannigfachen Titeländerungen wurde dann im Jahre 1800 das "Kurpfalzbaierische Regierungsblatt" daraus.

Dieses Regierungsblatt wurde besonders durch den Grafen Rumford interessant, dem im Jahre 1798 durch Kurfürst Karl Theodor die Leitung der gesammten Polizeiverwaltung übertragen worden war.*)

Regnet erzählt: "Wie Graf Rumford seine Stellung auffaßte, erhellt aus den öffentlichen Bekanntmachungen, worin er sich als den "von Amtswegen bestellten Vertheidiger aller Jener, welche wegen ihrer Armuth oder wegen auffälliger Bedrückungen den Schutz eines Mächtigen nöthig haben" erklärte. Und er hielt getreulich, was er versprochen. Die Verwaltung belebte alsbald ein frischer Hauch ächter Humanität; jedem Rath- und Hilfesuchenden stand sie bereitwillig zur Seite, ja sie übernahm im Interesse des Publikums nicht selten Geschäfte, welche heute von Kommissionsbureaus besorgt zu werden pflegen. So wurden z. B. unerfahrene Bauersleute, welche in die Stadt gekommen, Rechtsangelegenheiten zu besorgen, von der Polizei ausführlich darüber belehrt und von einem Bediensteten derselben zu einem Anwalt geführt. Überzeugt, daß die Polizei der Unterstützung der Bürger bedürfe, ersuchte Rumford im Intelligenzblatt um Bekanntgabe bestehender Mißstände unter Vorschlag von Abhilfsmitteln. Auf diese Weise entspann sich im genannten Blatte alsbald eine ausgedehnte Korrespondenz zwischen dem Publikum und dem Grafen, wie folgende:

"Ausgebetene Antwort an einen unbekannten Korrespondenten:

Nro. 120. Der Generalleutnant Graf von Rumford läßt Nro. 120 seinen verbindlichsten Dank für den ihm übersendeten Brief abstatten. Der Gegenstand dieses Briefes ist sehr interessant, und man wird gewiß die mitgetheilten Nachrichten zu benützen suchen.

Nicht allein darf Nro. 120 seine Meinung sagen, sondern wird gebeten, sie öfters und ohne Rückhalt ganz zu sagen. Ungeachtet man niemals den Schleier, womit Nro. 120 sich umhüllt hat, zurückzuziehen trachten wird, wünscht man doch sehr, sich Hoffnung machen zu dürfen, einmal Gelegenheit zu zubekommen, für so viele freundliche Theilnahme persönlich zu danken. München, den 1. März 1798." -

Eine originelle Erscheinung im journalistischen Leben der damaligen Zeit war der "Hofpoet" Mathias Etenhueber. Er schüttelte die von Fremdwörtern strotzenden Alexandriner nur so aus dem Ärmel. Trotz dieser Fruchtbarkeit aber war er arm wie


*) Bis zu diesem Jahre war das Polizeiwesen nach den Überlieferungen der früheren Jahrhunderte ganz in Händen des Magistrats gelegen; erst Karl Theodor schuf daraus eine von der Stadtverwaltung unabhängige Behörde.

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