an der Kaufingerstraße, die in einer Komposition voll Leben und Bewegung den Raub der Sabinerinnen im Hauptbilde zeigte, während der übrige Theil der Mauer mit zahlreichen Allegorien auf den Handel bemalt war, denn die Besitzer des Hauses zählten zu den angesehensten Handelsherren. In ähnlicher Weise waren noch die meisten Häuser der Kaufingerstraße sowie des Schrannenplatzes geschmückt. Ein Haus am Färbergraben zeigte gar ein Riesenbild der Schlacht am weißen Berge (1620). Auch die Stadtthore waren damals alle reich bemalt. Von damals entstandenen Gemälden in den Kirchen seien besonders die Altarbilder des Hans von Aachen in der Frauen- und Michaelskirche erwähnt. Künstlerisch bedeutend höher aber steht schon Christoph Schwarz, der für die Michaelskirche das große Gemälde "Sieg Michaels über Luzifer" schuf. Von seiner Meisterschaft zeigt auch seine in der Pinakothek befindliche "Madonna".
Von seinem Zeit- und Kunstgenossen Hans Mielich war schon vorhin die Rede und es erübrigt nur, nochmals auf die schon erwähnten Miniaturen zu Orlando di Lassos Kompositionen hinzuweisen.
Sehr groß war in den Zeiten der Renaissance unter Albrecht V., Wilhelm V. und Maximilian I. auch die Zahl der Bildhauer, von denen uns die Chroniken über sechzig Namen aufzählen. Der damaligen Sitte entsprechend, waren viele darunter auch Erzgießer; und welche Höhe gerade diese Kunst damals in München erreichte, das zeigen uns die Arbeiten eines Hubert Gerhard und Hans Krumpper (auch Krumpter), der den Münchnern besonders durch die Madonna und sonstige Gußarbeiten an der Residenz bekannt ist.
Die besten Arbeiten dieser Meister fallen allerdings erst in die Zeit "der Erholung vom dreißigjährigen Krieg".
München selbst blühte ja ziemlich rasch wieder auf. Wir besitzen sogar ein poetisches Dokument dafür, ein Gedicht Jakob Baldes*), worin er dieses Wiedererstehen der Stadt schildert:
"Die Flamme sank und wohlbehalten
Doppeln die Städte den Glanz, gefällig
Mit neuer, und ehrwürdig mit alter Pracht.
Voran die deutsche Roma. Zermalmtes steigt
Gefesteter empor vom Grund und
Stolzer. Es rücken die engen Straßen
Die neuen Herde weiter und weiter hin
In's Feld, und un'sre Tempel, wie angestrahlt
Vom Himmelsschimmer und von Festschmuck,
Leuchten empor mit gethürmten Kuppeln."
Peter de Witte, von den Italienern Pietro Candido genannt, übte in dieser Epoche wohl den tiefgehendsten Einfluß in allen Kunstdingen aus. Er war als Architekt,
*) Der Jesuit Jakob Balde zählt zu den hervorragendsten neulateinischen Dichtern. Er ist 1604 zu Eusisheim im Elsaß geboren und kam unter Maximilian I. nach Bayern. Als deutscher Lyriker ist er nicht bedeutend, aber von seinen lateinischen Dichtungen sagt Gervinus, daß er damit entschieden auf die deutsche Poesie gewirkt hat. Seine Oden sind namentlich für Bayern von großer lokaler Bedeutung. Balde starb 1668 zu Neuburg a. d. Donau.