Nicht allein auf weltlichem Gebiete, auch auf kirchlichem hat München Meister aufzuweisen. Josef v. Rheinberger (geb. 17. März 1839 in Vaduz) hat zahlreiche Messen und kirchliche Kompositionen veröffentlicht, die theilweise an seiner Wirkungsstätte, in den Konzerten der Akademie der Tonkunst, vor Allem in der Allerheiligenhofkirche durch die königliche Vokalkapelle Aufführungen erlebten. Die Orgel hat der geniale Max Reger zum Träger seiner musikalischen Empfindungen und Gedanken gemacht. Reger, der sich seit 1900 ganz in München niedergelassen, hat auch in Liedern und Kammermusikwerken seine außergewöhnliche Schaffenskraft an den Tag gelegt. Mit ihm wird die musikalische Welt trotz der Schwierigkeit der Wiedergabe seiner Werke noch ernstlich zu rechnen haben.
Den schaffenden Münchener Künstlern bietet sich (eben nach dem Rezepte des Propheten in seiner Heimath) leider nicht immer Gelegenheit, ihre Werke zu einer würdigen Aufführung zu bringen. Wenn jedoch die Möglichkeit zu einer solchen geboten ist, dann stehen zwei erstklassige Orchester: die "Musikalische Akademie" und das "Kaimorchester" zur Verfügung. Die Zahl der in München thätigen Sänger und Sängerinnen ist eine erstaunlich große. An Namen seien nur Eugen Gura, Joseph Loritz, Hertha Ritter u. s. w. erwähnt, von den trefflichen Kräften an der Hofbühne ganz zu schweigen. Das Hoforchester vereinigt in sich ebenfalls vorzügliche Instrumentalisten, die auch solistisch mit Glück hervortreten. Von Lisztschülern haben sich in München Bernhard Stavenhagen, der neue Direktor der Akademie der Tonkunst, und Berthold Kellermann heimisch gemacht und einen frischen Nachwuchs herangezogen. Von bedeutenden Dirigenten besitzt München an der Hofkapelle den energischen Hermann Zumpe, Franz Fischer, Hugo Röhr, Felix Weingartner und den leider vor ein paar Jahren verstorbenen Heinrich Porges. Für die Entwicklung der modernen Musik sind auch thatkräftig Schriftsteller wie Dr. Arthur Seidl, Dr. Rudolf Louis u. a. m. eingetreten.