und mit einem Sammelbogen von Haus zu Haus stolperte. Ich durfte mir schmeicheln, die größte Zahl (einhundertachtzig) Unterschriften achtungswerther Bürger erobert zu haben."
So weit der originelle Bericht des alten Schauspielers.
Im Juni 1870 war denn auch thatsächlich das Theater vom König gepachtet worden, und zwar vorerst auf ein Jahr. Am 1. Oktober 1870 eröffneten die neuernannten Direktoren Hofrath Hüther und Dr. H. Schmid das Theater als "Königliches Volkstheater". Am 31. März 1872 erfolgte dann die offizielle Mittheilung, daß König Ludwig II. das Theater angekauft habe und daß es nunmehr den Titel "Königl. Theater am Gärtnerplatz" führen werde.
In diese Zeit fällt das Engagement einer Künstlerin, Frl. Hedwig Kindermann (später verehelichte Reicher), die hier bei der leichtgeschürzten Muse ihre theatralische Laufbahn begann, um später die gefeiertste Wagnersängerin zu werden.*)
Dem Gärtnertheater war aber damals in der Bretterbude des "Thaliatheaters" eine gewaltige Konkurrenz entstanden. Dort hatte die Operette ihren Einzug gehalten, und - dem Geschmacke der Zeit entsprechend - waren diese Aufführungen von großartigen Kassenerfolgen begleitet. Wollte das Gärtnertheater nicht wieder an den Rand des Ruines kommen, so mußte es dem Wunsche des Publikums Rechnung tragen und ebenfalls die Operette kultiviren Das ersah denn der oberste Leiter der Hofbühnen, Frhr v. Perfall, sehr richtig.
Konrad Dreher.
Der alt gewordene Leiter, Hofrath Hüther,**) ging in Pension (1877) und nachdem Perfall selbst zwei Jahre das Direktions-Scepter geschwungen, wurde der Direktor des Stadttheaters in Danzig, Herr Georg Lang, mit der Leitung dieser Bühne betraut. Unter seinem sachkundigen Regime erwuchs das Theater endlich zu dem, wodurch es sich einen Weltruf geschaffen: zu einer Operettenbühne ersten Ranges, die nebstdem im Volks- und Bauernstück Vorzügliches leistete. - Ausverkaufte Häuser waren jetzt an der Tagesordnung. Als musikalischer Leiter stand in dieser Blüthezeit Kapellmeister Karl Horak (der bis heute noch dem Institute angehört) an der Spitze der musikalischen Leitung. Ein gründlich gebildeter Musiker und tüchtiger Künstler, dabei ein liebenswürdig-bescheidener Mensch; so wird sein Name mit der Glanzzeit des Gärtnertheaters unauflöslich verknüpft bleiben.
Von den sonstigen Mitwirkenden müssen erwähnt werden: Die reizende Sängerin Fräulein Agnes Ratthey, der treffliche Charakterdarsteller Hans Neuert, die Operettentenöre Adolph und Franz Joseph Brakl,
*) Am 2. Juni 1883 starb sie in der Blüthe ihrer Jahre.
**) Dr. H. Schmid hatte sich schon mehrere Jahre früher zurückgezogen.