Um aber die Kosten für Sänger und Musiker bestreiten zu können, hieß es auf neue Einnahmsquellen sinnen. Man führte also den Spielkartenstempel ein, und das Erträgniß war ein so reiches, daß man das ganze Gebäude in prachtvoller Weise neu ausstatten konnte.
Als der kunstsinnige Maximilian III. zur Regierung kam, da war das alte Opernhaus schon recht baufällig geworden. So sehr der Kurfürst auch zu sparen*) liebte, aber der von ihm so geschätzten Kunst wollte er doch ein würdiges neues Heim schaffen. Sein Architekt Cuvillier erhielt den Auftrag, in unmittelbarer Nähe der Residenz ein neues Opernhaus zu bauen. Und was er schuf, das zählt noch heute zu den Bijous unter den Münchener Bauten, es ist das Residenztheater, in dem nicht nur das Schauspiel, sondern namentlich die Spieloper zur intimsten Wirkung kommt.
Mit Beginn des 19. Jahrhunderts war die geistige Befreiung aus welscher Vormundschaft dann schon so weit vorgeschritten, daß der neue Kurfürst Max Joseph IV. an die Erbauung eines Hof- und Nationaltheaters denken konnte, das deutscher Kunst eine Heimstätte bieten sollte.
Im Jahre 1811 gab der Fürst dem k. Baurath und Professor an der k. Akademie der Künste Karl von Fischer den Auftrag, die Pläne zu einem großangelegten Hof- und Nationaltheater zu entwerfen. Über die Baugeschichte dieses Hauses seien in Kürze die folgenden Daten wiedergegeben:
Fischer schuf einen wirklich großangelegten Plan. Dem eigentlichen Theaterbau fügte er einen zweiten für große Conzerte und öffentliche Lustbarkeiten, Maskenbälle und dergleichen an. Sollte einerseits eine Verbindung mit dem alten Hoftheater und der kgl. Residenz bewerkstelligt werden, so wäre auf der anderen Seite durch einen Flügelbau von gleicher Ausdehnung ein großes dreitheiliges Ganze hergestellt, und dieses von außen durch eine große Kolonnade verbunden worden.
Am 18. Mai 1811 wurde dieser Plan in seinem ganzen Umfange vom Könige genehmigt, schon am 12. Oktober desselben Jahres der Grundstein zu dem großartigen Baue durch den Kronprinzen Ludwig gelegt, und die Herstellung des Prachtgebäudes mit fieberhafter Thätigkeit in Angriff genommen. Aber der im Jahre 1812 gegen Rußland ausgebrochene Krieg, bei dem Bayern stark engagirt war, hinderte die Fortsetzung des Baues.
Ein am 16. April 1817 ausgebrochenes Feuer, das den im Hofreitschulhofe aufgestellten, für das Theater bestimmten Dachstuhl verzehrte, und der Mangel an den nöthigen Arbeitskräften hatten zur Folge, daß das Hof- und Nationaltheater - und zwar ohne die im ersten Plane vorgesehenen Seitenbauten und Kolonnaden - erst im Jahre 1818 vollendet werden konnte.
Am 12. Oktober desselben Jahres, dem Namenstage des Königs, wurde es feierlich eröffnet und ohne Unterbrechung vier Jahre lang für Aufführung von Opern, Schauspielen, Hoffesten, Maskenbällen u. s. w. benützt. Aber am 14. Januar 1823 gerieth dieses Gebäude in Brand; Derselbe entstand dadurch, daß der über einen
*) Der jährliche Etat für die Oper und die Hofkapelle durfte nach seiner Anordnung 13,000 fl. nicht überschreiten. Zum "Intendanten der Musik und Spektakeln" ernannte er den Grafen Joseph Anton v. Seeau, eine originelle Persönlichkeit, von dem später noch näher berichtet werden wird.