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"La ninfa ritrosa" (Die spröde Nymphe), so hieß das erste drama per musica, das im Herkulessaale der Residenz zur Ausführung gelangte. Dieser Saal konnte aber natürlich auf die Dauer nicht genügen, und so schritt man auf Betreiben der überaus theaterfreundlichen Kurfürstin alsbald an den Bau eines eigenen Opernhauses, das im Jahre 1658 auch am "Frauenfreithof" (bei der Salvatorkirche, wo heute die Markthalle steht) errichtet wurde.

Zwanzig Jahre hindurch war nur italienisch in diesen Räumen gesungen worden, bis im Jahre 1678 die erste deutsche Oper dort zur Ausführung gelangte. L' Erinto, so hieß das opus. Der Text war allerdings aus dem Italienischen übersetzt, aber die Musik von einem Deutschen, dem kurfürstlichen Hofkapellmeister Johann Kaspar Kerll, komponirt worden. Text und Musik sind noch erhalten. Von welcher urwüchsigen Derbheit und unglaublichen Plattheit diese "Dichtungen" damaliger Zeit waren, das zeigt wohl am besten ein Pröbchen. Eine Arie aus "Orontes" lautet:

Ich möchte mich zu To-To-Tode lachen,
Wenn ich dich hier und da beschau;
Ey seht nur doch die schö-schö-schönen Sachen,
Pfui scheer dich we-we-weg, du Sau!
Du räucherst nach Bisam wie die A-a-a-apotheken,
Da man den Dre-re-re-reck pflegt hinzustecken.

Die Zahl der an der italienischen Oper Beschäftigten war sehr groß, sie betrug bis gegen Ende des 17. Jahrhunderts immer über 50. Die Gagen waren auch sehr bedeutend, dabei der Einfluß vieler Sängerinnen und Sänger "oft ein ungebührlich großer". Die Klagen der Münchener über "die Mißwirthschaft mit wälschen Cantores" mögen daher manchmal ihre volle Berechtigung gehabt haben. Als Max Emanuel 1692 nach Brüssel ging, da erstarb auch alles Bühnenleben in München. Aus der Theatergarderobe wurden die großen Fronleichnamsprozessionen ausgestattet, was bei einigen Frommen Anstoß erregt haben mag, denn von geistlicher Seite wurde dann speziell erklärt, daß dies nichts Unrechtes sei, "weil doch Alles zur Ehre Gottes angewendet wird".

In den Wirren des spanischen Erbfolgekrieges und während der Invasion Münchens durch die Österreicher lagen Theater und Musik ganz darnieder. Die österreichische Administration schaffte endlich sogar die Hofkapelle vollständig ab, indem sie den Musikern kurz erklärte: "Weill selbige nach Abreise des Prinzen khaine Dienste mehr zu versehen haben, also wird auch kein Sold mehr ausbezahlt". Der italienische Kapellmeister Giuseppe Antonio Barnabei wurde kurzer Hand ebenfalls entlassen.

Das Theatergebäude selbst verfiel zusehends, so daß sich der österreichische Administrator veranlaßt sah - nachdem Niemand etwas für Instandhaltung that - an den Magistrat (resp. das Stadtbauamt) den Befehl ergehen zu lassen, die nöthigen Reparaturen vorzunehmen. Die Kosten im Betrage von 84 fl. mußten dann vom Hofzahlamt dem Magistrate ersetzt werden.

Als der Kurfürst Max Emanuel wieder in den Besitz seiner Hauptstadt gekommen war, da zog auch die italienische Oper wieder in das so lange verödete Gebäude.

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